Die Nagelfluhkette kann man wahrlich als sehr anspruchsvolle, ausgedehnten Höhenweg bezeichnen! Man versetzt sprichwörtlich Berge! Die Tour (vom Hochgrat bis zum Mittag) geht über 9-10 Berge, ist 17km lang und dabei muss man jedes Mal einen langen Ab- und Aufstieg in Kauf nehmen. Reine Gehzeit sind 7 Stunden und je weiter man geht, desto schwieriger wird das Gelände. Trittsicherheit und konditionelle Fitness sind ein Muss. Man sollte mindestens 3 Liter Wasser und viel Proviant mitnehmen, auf der Überschreitung gibt es keine Almen! Auf jeden Fall mit der Seilbahn zum Hochgrat rauf und bis 17:00 Uhr mit der letzten Seilbahn am Mittag wieder runterfahren.
Bericht
Kaum zu fassen, meine alten Wanderbuddies sind endlich wieder mal dabei! Mit 2 Autos inkl. Patrick, Peter und Taddu gings ins Allgäu. Einen Wagen in Immenstadt abgestellt und weiter gefahren nach Oberstaufen. Die erste Gondel um 08:45 Uhr hatten wir schon verpasst. Aber wir waren trotzdem gut in der Zeit. Jetzt geschah auch schon das Desaster: Ich habe den Autoschlüssel vom Zielauto in Patricks Wagen liegen gelassen, was mir dann auch erst oben eingefallen ist.
Mit der Hochgrat Bahn gings nauf. Die Sonne begrüßte uns an der Bergstation. Noch schnell ein paar Sonnenbrillen gekauft und schon sind wir losgezogen. Über die Nagelfluh Kette geht auch der E4 und der E5.
Berg I – Hochgrat: Der erste Aufstieg ging gleich zur Sache. Und ich musste feststellen, dass meine Kondition heute, im Vergleich zu den letzten Touren, auf 10% geschrumpft war. Ich hatte einen totalen Durchhänger! Warum? Keine Ahnung, Taddu meinte wegen Koffein aus dem Monster Energy Drink…. Gegen 10 Uhr waren wir am Gipfel. Ich schnaufte und schwitze wie verrückt und war auch der Langsamste. Unerklärlich für mich… Kurze Pause gemacht und einen tollen Blick auf die Nagelfluhkette geworfen. Alle Berge bis zum Horizont hatten wir vor uns.
Berg II + III – Rindalphorn: Es geht ein gutes Stück bergab, lang genug um sich daran zu gewöhnen. Und dann geht’s wieder über gut ausgebaute Stufen bergauf. Auf eine Erhebung, die nur zum Rindalphorn gehört und keinen Gipfel hat. Auch hier war ich wieder wie ein alter Mann unterwegs, völlig außer Atem und am Kämpfen. An dieser Stelle ist mir das mit dem Schlüssel dann auch eingefallen… Von diesem Berg aus geht es jetzt nochmal ein wenig bergab und dann direkt auf das markante und wunderschöne Rindalphorn zu. Nochmal eine gute halbe Stunde bergauf bis zum Gipfel! Dort oben machten wir erstmal ein bisschen Brotzeit. Die Sonne verschwand jetzt und es wurde richtig kalt. Nur noch dunkle Wolken über uns.
Berg IV – Gündleskopf: Man blickt quais zurück und staut über das was man bereits jetzt zurückgelegt hat. 3 Nagelfluhberge hinter einem die sich aus dem Erdboden auftürmen. Der Blick um Hochgrat ist schon jetzt kaum mehr möglich. Besonders beeindruckend finde ich, dass man richtig sieht wie sich hier die Erdkruste aufgerichtet hat. Man kann die verschiedenen Schichten der Erdkruste in den Rillen der Klippen erkennen. Um jetzt weiter zu kommen, hat man ganz schön was vor sich! Es geht richtig richtig steil den Berg runter. Der Weg bot hier so gut wie keinen Grip und war ziemlich matschig. Ich beschloss daher über die Schneezunge zu laufen, das ging auch nicht so einfach aber immer noch besser als der Originalweg. Hier ist übrigens die größte Ab- und Aufstiegsstelle der ganzen Tour. Man geht eine gute Stunde bis zum nächsten Berg. Ist man endlich unten, geht’s kurz durch Forst und dann wieder bergauf. Der Aufstieg über die Gündlesscharte zum Gündleskopf ist sehr lang und anstrengend. Ich musste hier echt bissl kämpfen.
Berg V – Buralpkopf: Weiter geht’s! Das Wetter bleibt trocken aber es zieht ein eise kalter Wind. Wir packten uns mit allem ein was wir dabei hatten. Der Abstieg war jetzt wieder eine Erholung. Diesmal nicht so tief runter, etwas länger auf gerader Strecke und dann, wie auch sonst, wieder gut bergauf. Jetzt, wenn man in beide Richtungen blickt, sieht man nur noch die Bergkette bis zum Horizont quasi. Diesmal ohne Pause den Gipfel passiert und weitermarschiert zum nächsten Berg.
Berg VI + VII – Stuiben: Der Weg über die oberen Sedererwände zieht sich etwas in die Länge. Obwohl ich dachte, dass es jetzt entspannter werden würde, wurde der Weg immer schwieriger. Hier kamen jetzt bereits erste ausgesetzte Stellen, steile Abhänge direkt am Weg und leichte Kletterstellen. Ein Blick auf die GPS Uhr verriet uns, dass wir gerade mal die Hälfte der ganzen Tour geschafft hatten…. Es ging weiter immer dem einen Höhenweg entlang, und man trifft schließlich auf den Stuiben. Den geht’s jetzt wieder nauf, aber diesmal nur ein kurzes Stück. Den ersten Gipfel erreicht man nicht sondern sieht ihn nur vom Weg aus. Den zweiten, nach weiterem Abstieg und erneutem Aufstieg aber schon. Hier waren auch viele Leute unterwegs, es gab wohl auch alternative Weg zum Gipfel.
Berg VIII – Steineberg: Jetzt kommts richtig dick! Ein Warnschild „Nur für Geübte“ stand wohl nicht umsonst da. Der Abstieg vom Stuiben war richtig knackig! Erstmal geht’s über einen Drahtseilgesicherten B-Klettersteig ein Stück runter. Dann kam die Sonne endlich mal wieder raus. Wir machten Pause auf der Wiese. Weiter am Weg wird es noch heikler. Zwischen hohen Felsen auf sehr dünnem kiesigem Weg, muss man mehrere ausgesetzte Stellen überwinden. Hier ist höchste Konzentration und Trittsicherheit gefragt. Teilweise muss man sich am Fels festhalten und weite Schritte machen. Nachdem das geschafft war, erreichten wir endlich mal eine Wanderkarte.
Abbruch der Überschreitung: Zwei Stunden und noch 2 Berge lagen zwischen uns und dem Mittag. Zunächst müsste man einen ziemlich langen Aufstieg zum Steineberg gehen. Dann nochmal über einem sehr ausgesetzten und schwierigen Weg zum Bärenkopf laufen und dann noch weiter zum Mittag. Die letzte Seilbahn kommt um 17:00 Uhr und das hätten wir eh nicht mehr geschafft. Also hätte man dann noch den langen Talabstieg machen müssen. Und unser Wasser war fast aufgebraucht. Wir schauten nach links und sahen eine Alm im Tal. Die Entscheidung war einfach: Wir brachen an dieser Stelle die Nagelfluhkette ab und stiegen nördlich ab zur Gund Alpe.
An der Alm gab es leckeres Kreuter Wasser mit Zutaten aus dem eigenen Garten und eine leckere Suppe dazu! Und die Sonne kam jetzt endlich wieder raus. Jetzt, mit gestärkten Reserven, mussten wir nur noch schauen, dass wir runter nach Immenstadt kommen würden. War aber alles ausgeschildert. Ein noch weiter, langer Weg ging ziemlich steil den Hang runter in den Wald hinein. Wir fanden dann noch diesen wundervollen Wasserfall.
Nach 1,5 Stunden Abstieg, erreichten wir endlich Immenstadt. Uns Allen taten die Füße weh. Joa und dann standen wir auch schon an der Mittagbahn vor meinem abgeschlossenen Auto. Jetzt wars etwas stressig, keiner hatte jetzt gute Laune mehr. Naja war auch verständlich. Ein Taxi nach Oberstaufen hätte 50€ gekostet. Patrick begleitete mich daher und wir fuhren mit dem nächsten Regionalzug für 4€ nach Oberstaufen. Taddu und Peter blieben beim Auto. Per 25€ Taxi gings dann noch vom Bhf zum Parkplatz. Mit Patricks Auto dann zu meinem Auto und dann nach Hause.
Fazit
Die Nagelfluhkette ist die schönster aller Höhenwege im Allgäu und gleichzeitig die Anspruchsvollste! Ich habe sie etwas unterschätzt. Mit langen, permanenten Ab- und Aufstiegen muss man klarkommen, und einberechnen, dass die Wege immer schwieriger werden und das ziemlich aufhält. Insgesamt: harte Tour aber wunderschön und anders als jede normale Bergtour!
taddl - 5.April 2016 um 00:27:00 Uhr #Nagelfluhkette
Ich bin da grad sehr kritisch ob das für uns so machbar ist momentan 30 km mit 2600 hm! Mit Das ist ein gutes Stück und das willst du in einem Tag laufen ?
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Gast:
Kaj: Hab mir das Event von Basti noch gard ned genau angeschaut. Wir sollten da ne leichtere Version draus machen, die Route verkürzen oder so. Kann man ja mit Komoot machen ( 5.April 2016 - 09:14:00)
guadabua: Kommt der Basti da mit? ( 5.April 2016 - 09:39:00)
Kaj: ist so geplant, ja ( 5.April 2016 - 09:52:00)
Kaj: Aber vielleicht auch nicht, wenn er um 4 uhr starten will. Oder er folgt uns nur ein Stück weit ( 5.April 2016 - 09:53:00)
taddl: Es gibt die möglichkeit da Teile mit dem Lift zu fahren aber ich bin mir nicht sicher wieviel das ist. ( 5.April 2016 - 14:04:00)
Kaj: Hoch zum Grat führt ein Lift, aber dann wirds doch zu locker ;) ( 5.April 2016 - 14:56:00)