Gleich mal den Augsburger Feiertag „Friedensfest“ ausgenutzt und ins Karwendel gefahren. Mit der Augsburger Gruppe plus Oli & Mirjam sind wir nach Mittenwald gefahren für eine lohnende Klettersteigtour die ich schon lange geplant hatte: Dem Mittenwalder Höhenweg. Doch zuerst mal: 3 € Parkticket und zusätzlich noch die Bergbahnkarte für 19€ gezahlt. Dann gings oben auf knapp 2.200m los. Vor uns lag die Obere Karwendelspitze an dessen Klettersteig (C/D) sich schon einige Leute austobten. Der Rest aus der Gondel: Alte Leute. Denn außer in Augsburg war heute ein normaler Arbeitstag ;)
Vorbei an dem großen Fernrohr gingen wir den kurzen Rundweg um die Karwendelgrube herum um zur Nördlichen Linderspitze zu gelangen. Zur Tour: Es handelte sich um einen ausgedehnten Klettersteig (3-4std.) der über eine ganze Reihe von 2000ern führt. Er ist Kat. A/B und es gibt auch einen Wanderweg der unterhalb verläuft (als Alternative). Man hat ein Wechsel von Auf- und Abstiegen um über den schrofigen Grat zu kommen. Es gibt keine Hütte unterwegs! Als wir das Drahtseil erreichten haben wir uns für den Klettersteig vorbereitet und sind los.
Der erste Teil bietet direkt mehrere Leitern und interessante aber leichter Kletterstellen. Es wird sofort abschüssig und der Weg ist sehr schmal. Also Höhenangst sollte man hier nicht haben! Der Weg führte uns zum warm werden erstmal bis zum höchsten Punkt der Tour: Die Mittlere Linderspitze. Hier haben wir erstmal das unglaubliche Panorama bestaunt: Man sieht vom Stubaital im Süden bis zum Herzogstand im Norden. Auf der Westseite stürzt sich der Hang 1500meter runter zur Bundestraße, ferner prahlt das prächtige Wettersteingebirge mit Blick auf das Leutascher Platt und den Dreitorspitzen. Der Ost Blick richtet sich ins Karwendeltal in Richtung Engalm welches sich durch den Kamm der Pleisenspitze vom Isartal trennt. Im Süden ragte das Seefelderjoch neben Scharnitz empor.
Mit diesem Bergpanorama zieht sich dieser wunderschöne Höhenweg von Gipfel zu Gipfel. Jetzt folgte ein kurzer Abstieg, der recht rutschig und steil war. Dahinter ging eine lange und beeindruckende Leiter wieder senkrecht zur mittleren Linderspitze hinauf. Am Gipfel Nr. 2 taten sich dann viele weitere schroffe Gipfel vor einem auf. Eine irre alpine Landschaft! Über drahtseilversichte B-Kletterstellen geht es über das felsige Terrain und über ein wackliges Holzbrett (hier hab ich mich wirklich eingehängt!) weiter zur südlichen Linderspitze. Ein richtiges Gipfelkreuz erreichten wir gar nicht… es war eins etwas abseits auf dem Gerberkreuz zu sehen. Immer wieder fesselte der Blick ins Karwendeltal unsere Blickrichtung. Deshalb und weil Oli und Jochen sich überall sicherten waren wir heute sehr gemütlich unterwegs und machten immer wieder lange Pausen.
Aber das störte mich gar nicht, ich wollte viel Zeit hier oben haben, die Sonne genießen und Kraft tanken. Weiter am Steig endete das Drahtseil und ein steiler, rutschiger Wanderweg schlängelte sich einige HM bergab zum Gamsanger Gebirgspass. Beim Abstieg wunderte ich mich sehr, wie der Weg weiterverlaufen würde, da ich ihn beim besten Willen nicht erkennen konnte. Dort unten hinter einer winzigen Biwakschachtel (Sulzi-Unterstand) führte der Steig dann direkt am Fels weiter. Der Berg vor einem ist die Sulzleklammspitze und auch wenn es nicht so aussieht, führt der Weg da noch rauf. Ein Schild weist jetzt auf besonders hohe Steinschlaggefahr hin: „Nicht stehen bleiben!“. Gut, dass wir Helme getragen haben, was die beiden Typen mit Strohhüten hinter uns nicht behaupten konnten. Eine Stahlleiter vor uns war schon komplett verbogen, da diese wohl schon richtige Felstrümmer abfangen durfte. Dann gings durch eine schmale aber sehr fotogene Spalte hindurch und dann hinter den Berg. Von der Südseite macht der Weg dann die Biege und geht steil bergauf zum 4. Gipfel hinauf. Hier machten wir wieder eine ausgedehnte Pause bevor es dann weiterging.
Wir haben insgesamt 1,5 Stunden länger gebraucht als geplant, was jetzt aber nicht so schlimm war. Dann drehte plötzlich ein Helikopter seine Runden über uns. Später erfuhren wir, dass wohl weiter hinter uns ein 60-jähriger Mann abgestützt war. Irgendwann landete der Heli auf der Wiese vom Brunnsteinanger. Der Klettersteig ging jetzt noch ein wenig (A) bergab und bergauf bis wir schließlich die schöne und schon lang vor uns emporragende Kirchspitze erreichten. Ab hier konnte man das KS Set ausziehen. Ein Serpentinenweg führte jetzt bergab zum Brunnsteinanger. Der Berg vor uns auf der grasigen Anhöhe ist die Brunnensteinspitze und gehört nicht mehr zum Höhenweg.
Auf dem Brunnsteinanger Pass beobachteten wir den ÖAMTC Heli der sich ein Päuschen gönnte bevor er weiterflog und ein Polizei Helikopter dort landete. (??) Oli verteilte ein wenig Schnaps und dann gings an den langen Abstieg. Und der ist eher der unschöne Teil der Tour: Noch gute 1100hm musste man jetzt noch absteigen. Gerade am Anfang: Sehr rutschiger Schotter, steil und schmal. Zwischen den Latschenkiefern hindurch, die die Hitze stauten gings in Serpentinen stetig nach unten. Der grasige Brunnenstein wirkte jetzt plötzlich wie ein gewaltiger Berg über uns. Bei jeder Biege musste man sehr konzentriert treten, da der Weg felsig war und man oft auch Hand anlegen musste.
Nach einer knappen Stunde erreichten wir dann endlich die Brunnsteinhütte, die sofort zum Rasten einlud. Wunderschöne Alm mit tollen Getränken und Jause. Frederiko, der Esel flüchtete vor neugierigen Kindern die ihn an den Ohren zogen. Als wir das aufziehende (angekündigte) Gewitter über unserem Nachbargebirge sahen, machten wir uns auf für den restlichen Abstieg. Noch eine gute Stunde runter! Und das Gewitter holte uns ein: Immer lauter werdende Donner gefolgt von zunehmenden Schauer. Wir hatten Glück, dass wir schon auf Forstwegen durch den Wald eilten, sodass der Regen uns kaum etwas anhaben konnte.
Immer mehr Leute waren hier am Absteigen unterwegs und das Gewitter regnete sich langsam ab. Als wir dann schließlich ganz unten aus dem Wald kamen und zwischen den Weiden liefen, hörte es langsam auf zu regnen. Jetzt mussten wir noch 3 KM dem asphaltierten Weg nach Norden folgen zurück nach Mittewald wo wir dann wieder am Auto ankamen.
Fazit
Bei guten Wetterbedingungen ist dieser Höhenweg auf jeden Fall einen Besuch wert! Die Rundumsicht ist für Karwendel- und Wettersteinliebhaber wirklich 1A! Der Steig macht Spaß und belohnt nicht nur mit toller Gratkletterei, sondern auch vielen Gipfeln. Allerdings sollten mindestens 4 Std. oben eingeplant werden, wenn man sich durchgängig sichern möchte. Der KS ist absolut nichts für Leute mit Höhenangst oder fehlender Trittsicherheit. Ohne Seilbahn ist die Tour an einem Tag fast nicht schaffbar.