Der Via Ferrata Che Gueavara ist der beeindruckenste und längste Klettersteig weit und breit und am ganzen Gardasee. Wer den Via Ferrata Amicizia schon gemacht hat, kann sich vielleicht vorstellen wie lange dann erst der Che Guevara sein muss. 1.200hm reiner Steig und gute 4,5 Stunden dauert es bis zum Gipfel des Monte Casale. Er ist fast durchgehend Kategorie B mit wenigen vereinzelten C Stellen. Zuerst steht man am Fuße des Berges im Ort Pietramurata (nördlich von Arco) und starrt die riesige Wand empor. Bei großer Hitze und zu vielen Leuten würde ich abraten den Steig zu gehen, da man der Sonne immer ausgesetzt ist.
Vom Parkplatz wandern wir entlang der großen Baustelle in den Wald. Dort geht es zunächst gemütlich auf einem Wanderweg an den Zustieg zur Wand. Am Einstieg wird es Zeit für Helm und Set, doch geht es mit einer einfachen Querung noch sehr moderat los A/B. Es geht ein Stück leicht weiter, bis zu einer steileren Wand (C). Dann geht es auf ein Felsband und weiter gehend über Schotterweg, der beeindruckende Blicke auf die Ostwand des Monte Casale bietet. Ab jetzt steigt man stetig die Wand empor und kommt der oberen Kante sehr langsam näher. Die Aussicht wird natürlich zunehmend besser.
Nun wird es schrofiger und steiler (B und 1-) später noch ein B/C bis zur nächsten Schotterbandquerung weiter oben. Der Charakter dieses Klettersteiges ist für mich überraschend gut: Kein Leiternsteig, nicht zu viele Trittbügel und Stifte dafür bestens abgesichert und sehr viel guter & griffiger Fels. Also ziemlich perfekt für Geübte die gerne am Fels klettern und das Drahtseil nur zur Sicherung nutzen. Ich komme hier voll auf meine Kosten. An den wirklich aalglatten Wändern sind eigentlich immer Trittbügel verbaut, sodass ein C-Zug auf Reibung praktisch nicht vorkommt. Es folgt nun etwas Wandern am Hang nach links in ein Waldstück bis zu einer Tafel an einem Pfeiler (alter Einstieg).
Jetzt folgen die Platten (B). Hierbei wird der Steig sogar noch besser zum kraxeln, da es noch griffiger und eisenfrei ist. Über diese Platten geht es schließlich auf die höhere Steilstufe hinauf die man schon von weit unten erkennen konnte. Der Klettersteig ist übrigens an allen Stellen bestens markiert, und die Seilsegmente sind durchnummeriert. Außerdem steht oft auch die Höhe am Fels gemalt. An der "Ecke" kommt ganz wenig ungesichertes kraxeln bis es dann zur sogenannten "Tiramisu Ecke" geht. Hier gibt es wieder ein paar Trittbügel an den glatten Wandstellen. Oberhalb dieses B/C Stücks folgt wieder eine lange Gehpassage die den Hang weiter nach links quert.
Jetzt wird es richtig fotogen. Man hängt mitten an der rießigen Steilwand und blickt diese bis ins Tal hinab. Nach oben ist es aber immer noch ein gutes Stück. Jetzt folgt die Schöne Klammernwand: eine lange sehr glatte Plattenwand über die es nur via Trittbügel hinaufgeht. Jetzt gehts über eine leicht ausgesetze Querung wieder am Hang entlang und über Schrofen bis ins nächste kleine Waldstück, wo das Wandbuch auf uns wartet. Jetzt folgt noch etwas B/C Steig im Wald, dann geht es wieder wandernd weiter über die große Geröllrinne. Hier sehen wir auch nun das Gipfelkruez auf einem hohen Pfeiler über uns.
Jetzt eröfnet sich auch erstmalig ein Ausblick auf den nördlichen Gardasee. Ganz zum Abschluss folgen nun (nach einigem Wandern) wieder ein paar steile Stufen die letzen Kräfte (C). Dahinter geht es via Wanderweg hinauf zur oberen Trasse, die dann wirklich sehr überrascht! Nach 1.400m Wand steht man plötzlich auf einer großen, grünen Wiese und überblickt ein rießen Gelände. Rechts von uns ist das Gipfelkreuz zu sehen, dass direkt am Abgrund steht. Sieht hier oben wenig beeindruckend aus... Aber besonders lohend ist die Fernsicht nach Norden: Lauter weiße Berggipfel, darunter auch die Brenta-Dolomiten. Nach einer Pause am Monte Casale kommt dann der leider unschöne Teil der Tour: Der lange Abstieg. Bis zum Gipfel haben wir 5 Stunden gebraucht. Für den Abstieg ganz zurück zum Auto sind es weitere 3,5 Stunden.
Hinter der Hütte "Don Zio" führt der Wanderweg nun über die Laubwiesen hinein in den Wald. Dort geht es dann sehr steil in super rutschigen mit Laub bedeckten Serpentinen hinab. Dieses Steilstück ist das ekligste an der Nummer und kostet viel Konzentration. Wenn es rutschig ist, sind hier Wanderstöcke von erheblichem Vorteil. Nach der ersten halben Stunde ist das steilste Stück geschafft und es geht nun über einen gemütlichen Fahrweg weiter. Aber dieser zieht sich noch eine Ewigkeit und führt sogar mit gelentlichen Gegenanstieg nur langsam an der Nordseite des Berges bergab. Hierbei hält man sich immer an die Wanderschilder die Sarge ausschildern.
Nach einer Lichtung auf der eine Hütte steht, ist es nicht mehr so weit bis zur Bundesstraße von Sarge. Hier kann man dann ein zweites Auto abstellen um sich die letzte Gehstunde zu sparen. (Vielleicht auch nur 30Min...). So haben wir es gemacht. In der Dunkelheit endet diese 8 stündige Bergtour heute.
Fazit
Ein grandioser, wirklich lohender Klettersteig, der eine besondere Ausdauer fordert. Er ist technisch nicht all zu schwer und bietet faszinierend schönen Klettersteigspaß, ist nicht zu speckig, bestens versichert und mit nur notweniger Eisentritt Unterstützung. Die abwechlsungsreiche Aussicht belohnt immer mehr und krönt mit überragender Fernsicht am Gipfel. Früh losgehen, Stöcke & Stirnlampe muss mit, Rastschlinge nicht zwingend notwendig, Genug Proviant und Wasser einpacken, andere Leute überholen lassen!
Kaj
Monte Casale (1.632m)
Klettersteigen
38074 Pietramurata, Trentino, Italien
B/C KSteig
Extrem
