Wir hatten schon vor einer ganzen Weile die berühmte Meilerhütte am südlichen Ausläuferarm des Wettersteingebirges reserviert. Zu dieser besonders gelegenen Schutzhütte sollte es an diesem Hochsommerwochenende also gehen. Noch am Freitag mit Jay kurz auf den Teufelsstättkopf gesprungen und aufm Pürschlinghaus übernachtet um einen super tollen Sonnenuntergang zu genießen, so gings dann am Samstag erstmal gemütlich mit einem Kaffe auf der Veranda am Pürschling los.
Nach 650hm Abstieg und einer 1/2 Std. Autofahrt, traf ich dann Mirjam, Kathi und Beni in der Gegend Mittenwald. Wir fuhren über die Mautstraße (4€) zum Wanderparkplatz Elmau. Das große Hotel-Schloss wurde ja damals beim G8 Gipfel gebucht. Genau bei dieser trockenen Mittagshitze zogen wir dann los in Richtung Reintal über den Königsweg. Entlang des Bachs führte der breite Zufahrtsweg langsam und gemächlich hinein ins Tal mit nur sanftem Aufstieg. Wir fluchten, wenn wir in der prallen Sonne gehen mussten und wichen den ganzen Mountainbikern aus die im Höllentempo uns entgegenkamen.
Der qäulend heiße Aufstieg führte uns näher an den Südkamm und die Berge lachten in ihrer überwältigenden Höhe auf uns herab. Erst nach 1:30h kamen wir durch ein Gatterl und erreichten über eine Weide schließlich die Wettersteinalm (nicht zu verwechseln mit der Wettersteinhütte auf der anderen Seite). Wir tranken hier etwas und sahen dann dieses Holzschild „Meilerhütte 2,5 Std. über schweren Klettersteig“. Wir informierten uns bei der Wirtin, was für ein Steig das wohl war und entschieden uns dann spontan diesem einfach zu folgen (Keine Lust mehr auf Serpentinenweg im Wald).
So gings dann entlang des Schachentorsteiges, der uns zunächst über eine grasige Anhöhe, die am Fuße des hohen Bergkamms aus massiven Kalkgestein lag, bergauf führte. Immer weiter ging es auf ein kleines Joch zu (Schachentor), über das wir zur Not auch hätten gehen können. Dann führte uns der Pfad mit spärlichen Markierungen über das Schotterfeld langsam auf den Kamm zu. Vor uns ragten die Berge senkrecht empor und man konnte bereits ahnen, dass der Steig durch das große Felstor, welches vor uns lag, hindurchführen würde. Wir gingen zum plattingen Fels und packten die Stöcke weg und den Helm aus. Jetzt ging es ans freie klettern. Mirjam sauste voraus und wir kamen hinterher: immer von einer roten Markierung zur Nächsten.
Mit der Höhe wurde das Klima milder und wir waren hier vollkommen allein! Nur sehr wenig Drahtseil gab es hier und war vom Niveau 1+ bzw. B. Gut, dass es trocken und sehr griffig war! So oft wird hier wohl auch nicht geklettert… Auf jeden Fall haben wirs richtig genossen und als wir dann über das Tor kamen ragten noch höhere Berge vor uns auf. Der Weg machte jetzt eine Kurve nach rechts über ein Geröllfeld nach Westen. Wir trafen in ein kleines Tal dass wirklich wunderbar war! Und dazu komplett verlassen. Sofort bemerkten wir den „Entenfels“ (wie wir ihn nannten): Ein großer Fels auf einer Rampe wirkte wie ein Entenkopf.
Jetzt durchquerten wir das Tal und hatten noch einen weiteren Aufstieg, der jetzt südlich verlief, und als wir über ein Joch traten, stießen wir schließlich auf den Normalweg vom Schachenhaus. Ich wunderte mich, wo denn jetzt die Meilerhütte war. Dann entdeckte ich sie noch weiter oben, als ich den Seilen der Materialseilbahn über mir folgte. Sie lag da oben irgendwo auf einem hohen Tor. Ein paar letzte Serpentinen und wir waren da: Nach 4:30h an der Meilerhütte. Die war schon etwas Besonderes! Kein Trinkwasser, Eimerdusche, Plumsklo und natürlich voll gebucht. Wir checkten ein und erfuhren dann, dass diejenigen von uns, die ihre Reservierung storniert hatten jetzt auf der Blacklist standen und keine Übernachtung mehr buchen dürften… Also merke: Bei der Meilerhütte wird nicht abgesagt! ;)
Wir lernten noch die Maria kennen, eine super nette und lustige Lady die allein unterwegs war. Auch eine Gruppe Würzburger war hier. Wir machten dann noch einen Sonnenuntergangsaufstieg zur westlichen Törlspitze (Danke Michi für den Tipp ;)), die nur wenige HM über der Hütte war. Der Steig dort rauf war aber nicht ganz ohne: wegloses Gelände. Dort oben genossen wir dann einen traumhaften Sonnenuntergang mit grandiosem Blick auf das Wettersteingebirge. Langsam senkte sich die Sonne über den in der Ferne liegenden Säuling. Prächtig! Die Nacht im Lager war OK aber nur solange die Türe zublieb, da der ganze Flur nach Sch**** stank, wegen des Plumsklos.
Über Hermann-von-Barth-Weg zur Partenkirchener Dreitorspitze
Für 6,90€ gab es ein kleines Frühstück mit Kaffe. Ganz gemütlich machten wir uns dann auf. Nachdem wir noch am Vortag das Kartenmaterial studiert hatten und erfuhren wie die Route zu den Dreitorspitzen verlief, und das Wetter stabil aussah, waren wir siegessicher. Direkt vor der Hütte ragte der extrem schrofige und spitze Gipfel des Nordostgipfel auf (dieser wär auch nur für echte Kletterer erreichbar). Wir blickten nach Osten und hatten das ziemlich eindrucksvolle Leutascher Platt vor uns welches in einem Tal hinter dem Öfelekopf verschwand. Von der Meilerhütte führte der Weg auf das Platt über den höchstmöglichen Schotterweg unterhalb der Bergkette nach Süden entlang.
Nach kurzer Zeit kam schon das erste drahtseilversicherte Stück. Ein guter Einstieg der uns zunächst bergab auf das Gries führte. So beeindruckend und verlassen wie es hier auch war, so anstrengend war es über den losen Schotter steil bergauf zu steigen. Größere Steine hatten eine Markierung so dass wir also dem richtigen Weg folgten. Wir gingen immer mehr auf den Gipfel der Leutascher Dreitorspitze zu bis der Pfad nach rechts abbog. Hier im alpinem Gelände, hörten wir dann schon die Maria über uns rufen, die schon eher aufgebrochen war. Das Schild „Hermann-von-Barth-Weg“ weißte auf den Einstiegspunkt des Klettersteiges hin. Dieser war A/B aber befand sich auf sehr abschüssigem und schorfigen Gelände.
Ich kam wieder voll auf meine Kosten und genoss den schönen und verlassenen Klettersteig. Ein paar Stellen waren schon fast bodenlos ansonsten ging das super easy. Wir haben kein KS Set verwendet. Nach 1:30h von der Hütte aus erreichten wir denn Gipfel der westlichen Partenkirchener Dreitorspitze (welches die höchste war). Statt einem Gipfelkreuz fanden wir die Maria die sich über unsere Gesellschaft freute. An der Stelle wunderte ich mich, dass wohl keiner aus der vollen Hütte vor hatte hier aufzusteigen…
Wir hatten ein überwältigendes Panorama! Auch wenn Wolken über der Zugspitze hingen, konnte man nicht nur auf das Zugspitzplatt blicken, sondern auch das ganze Reintal unter sich überblicken und den ganzen Verlauf der Gebirgskette sehen. Eine winzige Biwakschachtel lag hinter der Leutascher Dreitorspitze. Mir war klar, dass man von diesem Punkt aus nur noch mit Seil und Kletterausrüstung weiterkäme. Hier war Ende-Gelände! Tolles Gefühl und auch irgendwie ein unwirklicher Ort. Wir machten viele Fotos und stiegen dann mit bester Laune wieder ab.
Nach kurzem Stopp an der Meilerhütte machten wir uns an den langen Abstieg. Dieses Mal aber über den Normalweg, der sich schön lang über die hohen Schafsweiden nach unten schlängelte. Man hatte das schöne, alte Schachenhaus immer vor der Nase. Der Weg runter ist mit Stufen und Serpentinen gut ausgebaut und man hat immer das große schöne Reintal vor Augen. Mussten immer wieder stehen bleiben da wir wieder etwas Neues dort unten entdeckten. Mirijam machte dann die Führung im historischen Schachen Königshaus (König Ludwig II.) während wir uns ein Essen gönnten. Ein kurzer Regenschauer zog jetzt über uns hinweg.
Der restliche Abstieg zog sich noch ewig, da wir hier noch sehr viel Strecke zu laufen hatten. Die Füße taten dann irgendwann weh und es wurde wieder heiß und trocken. Aber gegen 16 Uhr waren wir dann endlich wieder in Elmau.
Fazit
Zum Glück haben wir diesen schönen Steig noch entdeckt. So war es eine sehr ausgedehnte und vollkommene Bergbesteigung mit allem drum und dran. Bin voll auf meine Kosten gekommen. Das verborgene Tal und das Leutascher Platt so wie der Blick ins Wetterstein ist einfach nur super! Einer der schönsten Touren dieses Jahr. Zur Meilerhütte kann man natürlich auch den „einfacheren“ Weg nehmen.