Direkt von der Rotwandhütte aus machen wir mit nur leichtem Gepäck noch den wundervollen Masaré Klettersteig (C) bevor wir zur nächsten Hütte weiterziehen. Ich muss gleich vorneweg nehmen, dass dies einer der tollsten Klettersteige ist, die ich bisher gemacht habe. Denn es sind nur wenig Trittbügel verbaut, eine gute durchgängige Seilversicherung und sooo viele spannende Kletterstellen.
Tip: Auch hier ist ein Sonnenaufgang auf dem kleinen Aussichtsfelsen vor der Hütte ABSOLUT lohnend!
Der Weg führt direkt hinauf in Richtung Rotwand & Masaré Türmen. Dieser führt nach einigem Wandern irgendwann über etwas Klettersteig dann durch einen schmalen Spalt mit einer Trittleiter. An einem Abzweig weiter oben (am Torre Finestra) geht man nun links und folgt dann aber dem rechteren Einstieg zum Klettersteig.
Natürlich kann jeder sich stets an den Drahtseilen hochziehen und langhangeln. Wer aber etwas kletteraffiner denkt, kann (und das macht diesen KS so besonders schön) den gesamten Steig auch am Fels klettern. Man sichert sich am Drahtseil, klettert aber am Fels: Und das geht so wahnsinnig toll, dass ich irgendwann dachte: Der Erbauer muss das gewusst haben! Man findet immer irgendwo guten Tritt und saubere, noch nicht so speckige Griffe. Ein absoluter Kraxel-Traum!
Über einen Quergang und einer weiteren Felsrinne geht es die Wand der Masaré hinauf. Darauf hin kommen mehr und mehr Steilstufen mit interessanten Steigelemente. Gelegentlich ein Kamin dann ein Kessel. Irgendwann ist man oberhalb der Wand auf etwas schrofigem Gelände. Von dort geht es weiter über den Grat in Richtung der Masaré Türme. Diese bieten wieder großartige Felsspalten und einen langen Kamin hindurch (wird ohne Drahtseil schon sehr anspruchsvoll). Der Kamin ist mega fotogen, da er mitten durch einen Masaréturm verläuft.
Anschließend geht es bergab. Zunächst ist es recht einfach (B) und zum Schluss hin führt es wieder sehr steil durch einen weiteren Kamin hindurch. Auch das geht ohne Seil! Ein paar weitere leichte Kraxelstellen folgen und dann steht man am Punta Masaré: Dem Ende des Steigs. Von dort führt ein einfacher Wanderweg nun hinab zurück Rotwandhütte. Zeiten: Zustieg 20min – Klettersteig ca 1:30 – Abstieg 30 min. Nach etwas lecker Salat an der Hütte brechen wir wieder auf – weiter zur Kölner Hütte.
Leichte Alternative: Kein Klettersteig und direkt weiterwandern.
Nun folgen wir den Familienfreundlichen Wanderweg am Hirzelsteig zum südlichsten Zipfel des Rosengartens. Dort thront der große Bronzeadler des Christomannos Denkmals (einem Pionier des Fremdenverkehrs in Südtiorl). Von dort an geht es wieder nach Norden nun westlich, unterhalb der Masaré und später der Rotwand. Die beeindruckenden gigantischen Wände des Berges verschwinden rechts von uns in den Wolken: Das Stauen bleibt nie aus! An einem Abzweig halten wir uns links (oberer Weg) statt zu einer Bergstation abzusteigen.
Ohne größere Gegenanstiege geht es auf dem schönen Höhenweg dahin. In der Ferne erblicken wir noch den Tschafon und Schlern, wo wir bereits waren. Bald kommt die große Kölner Hütte mit ihrer Seilbahnstation in Sichtweite und nähert sich nur langsam. Hier kommen wir auch am Abzweig zum Vajolonpass vorbei. Zum Schluss hin muss wegen der großen Baustelle noch ein ganz schöner Gegenanstieg bewältigt werden. Die Hütte liegt hier direkt unterhalb eines weiteren Steiges (über den es morgen weitergeht).
Dusche 3€ = 4 Min. Freundliches Personal, gutes Abendessen und sehr gutes Frühstück. Preise relativ günstig. Zimmer waren auch super. Und entgegen unseres Glaubens war gar nicht so viel los.
Der lange Rückweg nach Norden bringt uns heute über einen langen Weg bis zurück zum Kesselkogel und weiter hinunter zur Grasleitenhütte. Besondere Highlights der Etappe ist der abenteuerreiche Santner-Klettersteig zum Santnerpass und die darauffolgenden spektakulären Vajolet Türmen. Der erste Teil befindet sich westlich des Südarmes. Schon am Vortag standen wir auf der Veranda und haben die lange Wand begutachtet, wo denn dort der Steig langehen würde. Wir starten die Tour bei einem großartigen Wolkenmeer vor der Kölner Hütte und steigen von dort direkt in einen kurzen Steig ein.
Dieser führt uns zunächt hinauf in Richtung des Tschagerpasses. Knapp oberhalb des Steiges gibt es eine Kreuzung: Hier geht es nach links weiter zum Santnersteig. Doch bevor es los geht, führt ein langer Weg direkt unterhalb der großen Dolomitwände quer am Hang entlang weiter nach Norden. Dann geht’s los: die ersten leichten Kraxelstellen. Jedoch ist hier von einem Klettersteig noch keine Spur, denn die ganze erste Hälfte des Steiges ist ohne Tritthilfen und ohne Fixseile.
Daher müssen zu Beginn meist einfache Felsklettereien im ersten Grad aber gelegentlich auch kurze IIer Stellen gemacht werden. Der Steig verläuft hier auf höchst alpinem Gelände direkt an der Wand: Die Passagen sind hier besonders schmal und man muss sich immer wieder durch Felsgassen durchzwängen, was den Steig zu besonders macht. Immer den roten Markierungen und dem roten S folgen. Jedoch lässt auch dieser Steig keine Wünsche offen: Super geil zu klettern, hervorragende Griffe und die Landschaft wird immer spannender.
Nach etwas drahtseilgesicherten Abstieg macht der Steig schließlich einen Knick nach rechts und führt nun durch eine immer schmaler werdende Rinne (ungesichert) hinein in die Berge. Dann folgen erstmals Klettersteig Elemente: Trittbügel und Drahtseil (B). Noch eine schmale Scharte folgt und dahinter erreichen wir schließlich die sogenannte „Eisrinne“, die zu kälteren Jahreszeiten ggf. vereist sein kann. Trocken kein Problem, aber bei Eis ist der Weg schmal und das Gelände abschüssig (Also im Frühsommer hier Eisen mit!). Anschließend geht es steil über ein Drahtseil eine 4m hohe Wand hinauf (B/C). Der Blick zurück ist zu empfehlen: Man sieht die großen, spitzen Felsnadeln zwischen denen der Steig verläuft.
Ein letzter Quergang führt nun hinauf zum Santnerpass und dem Ausstieg des Klettersteigs. Auf der kleinen Santnerpasshütte gönnen wir uns eine Pause. Hier ist man direkt unterhalb der großen Rosengartenspitze, die auch von hier bestiegen werden kann (einfachste Route ist III+ Alpin). Neben weiterer toller Dolomitgipfel stechen jetzt besonders die Vajolettürme hervor. Auf diese wandern wir jetzt zu, indem wir absteigen zur Gratlhütte.
Diese Türme lassen uns immer wieder verharren. Sie sind wohl die schönste Felsformation der Gruppe und bestehen aus 3 sehr schmalen, aber hohen Dolomitpfeilern die senkrecht aus einem Massiv aufragen. Daran tummeln sich unzählige Felskletterer. Die verschiedenen Klettertouren auf die Vajolettürme haben meistens ca. 6 Seillängen. Ihr Schwierigkeitsgrad variiert vom III+ bis max. V+. Nach der Gratlhütte geht es mit Massen von Touris nun weiter hinab zur Vajolethütte (genau aus der Scharte, die wir vor paar Tagen gesehen haben).
Einfache Alternative zum Santnersteig: Nach dem Steig von der Kölnerhütte der 550 zum Tschagerpass folgen. Ist ein alpiner Weg aber kein Klettersteig. Dahinter dann den Wegen bergab folgen und an der Kreuzung links in Richtung Vajolethütte nach Norden folgen.
Dort hole ich mir ein Souvenir und einen Vajolet-Keks bevor wir zusammen wieder weiterwandern. Jetzt geht’s leider wieder bergauf: Bis zur Grasleitenpasshütte. Den Weg kennen wir noch von Tag 5. Nach etwas Pasta und Bier steigen wir schließlich vom Pass ab nach Norden in das Grasleitental. Das noch super alpine hochtal voller Geröll ist gerade sehr einsam. „Ich komme mir vor wie in einer gewaltigen Halle“ sage ich zu den Anderen, die sich darauf hin umdrehen und die gigantischen Wände um uns herum bestaunen.
Noch etwas weiter unten, schön wieder im Grünen, erreichen wir schließlich das Tagesziel: Die Grasleitenhütte. Diese ist für mich auf Platz2 der Tour! Besonders beeindruckend ist die gigantische Nordwestkante der Valbonspitze. Eine Kante deren Riss vom Bach bis ganze 400m den Berg hinaufgeht. Supppper eindrucksvoll und zum Staunen! Als ob der Berg auseinanderreißen würde. Direkt vor dieser Kulisse gibt es Hängematten und noch etwas Sonne: Direkt reingeflezt!
(Die Valbonkante kann auch erklettert werden, ist bis V alpin)
Die Hütte ist ein Highlight: Super rustikal und urig, genau wie ihre Wirte. Die zwei scheinen hier schon ewig zu sein und sie strahlen pure Glückseligkeit aus. Hier oben ist die Hektik der modernen Welt nie angekommen. Die Hütte ist ein Muss! Knarzende Dielen, schöne Kronleuchter im hölzernen Gastraum. Gutes Essen & Frühstück und die freundlichsten Wirte der ganzen Tour. Preislich auch OK, Dusche 3€ = 5 Min. Vor der Hütte lässt sich ein malerischer Sonnenuntergang bestaunen.
Zum guten Abschluss noch ein längerer Abstieg zurück nach Weißlahnbad. Die Wanderung beginnt am schönen Aussichtspunkt vor der Grasleitenhütte, an der ein letzter Blick zurückgeworfen werden kann. Anschließend geht es über den Wanderweg hinab in die Wälder – das erste Mal Wald seit der 2ten Etappe.
Der Weg führt entlang des Berges nach westen und macht dann einen Knick nach Norden in das „Bärenloch“. Nach einer Kehre führt er aus dem Loch wieder heraus und dann unterhalb des Schlernmassivs nach Westen. Wir folgen den Tschaminbach immer weiter und großartige Lichtungen tuen sich im Tschamintal auf. Ein toller Picknickplatz wäre dann bei der kleinen Hütte auf einer großen, grünen Wiese.
Wieder weiter durch den Wald führt der Weg entlang des immer tosenden werdenden Bachs ins Tal. Ein paar Brücken sind immer wieder zu überqueren. Irgendwann muss man aber rechts vom breiten weg abzweigen, sonst geht man falsch. Die 13B ist der kleine Weg durch den Wald, der jetzt direkt zum Naturparkhaus hinunterführt.
Am Naturparkhaus kann man sich noch etwas über die Gesteinsschichten der Dolomiten informieren und eine schöne Parkanlage durchquert werden. Anschließend steht man mitten in Weißlahnbad. Der Straße folgen wir zurück zum großen Parkplatz hinter dem Kreisverkehr wo sich der große Kreis dann schließlich schließt und wir dort ankommen, wo wir vor 9 Tage losmarschiert sind. Ein tolles Gefühl! Das Ende der Tour…
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