Diese Tour wurde von Beni sehr sorgfältig vorbereitet, da wir verschiedene Pläne in dieser Region hatten. Die Samnaungruppe bei Serfaus war ein mir völlig unbekanntes Gebiet, daher freute ich mich umso mehr, wieder einen neuen Blickwinkel auf die Alpen zu erhalten. Südlich der Lechtaler, ein Tal weiter vom Kaunertal, erreichten wir schließlich das hoch gelegene Dorf Fiss, wo wir zunächst unsere Fahrräder für Sonntag reservierten. Dann fuhren wir nach Serfaus weiter. Von Serfaus nahmen wir dann die dorfeigene U-Bahn, und anschließend die Seilbahn (erst die Komperdellbahn zum Kölner Haus, dann weiter mit der Lazidbahn).
Es war trüb und bewölkt, daher überlegten wir bereits, ob wir den Furgler schon heute machen sollten. Doch als wir dann plötzlich mit der Gondel aus der Wolkendecke stießen, war die Sorge vergessen. Am Lazid auf 2.351m angekommen, wunderten wir uns darüber wie warm es doch war. Der Blick ins Tal, wurde durch ein Wolkenmeer verdeckt, dessen Enden sich wie Wellen auf einer Brandung an den Berghängen verflüchtigten. Das Panorama, überwältigend! Die Wildspitze im Osten wurde von der Sonne geküsst. Ein paar Pferde grasten auf der Weide. Und trotzdem: Alles Menschenleer.
Wir befanden uns mitten in einem großen Ski-Gebiet, daher waren überall inaktive Skilifte zu sehen. Wir gingen entlang eines Hügels auf die Station der Scheidbahn zu und genossen die noch von Wolkenschwanden teils verdeckte Sicht in die Berge. Nach diesem ersten Anstieg sahen wir das Gipfelkreuz des Furglers direkt über uns. Es wirkte sehr nah! So nah, dass es schon fast so wirkte, als wäre es nur 1/2 Stunde Gehzeit entfernt… Doch täuschten wir uns gewaltig! Das Kreuz war einfach sehr groß und zum Gipfel waren es noch 700hm und 2-3 Std. im Aufstieg. Da wir heute gemütlich gingen und viele Pausen machten, dauerte es auch so lange.
Ein paar Wanderer kamen uns entgegen auf dem Weg nach oben. Dieser führte jetzt erstmal eine ganze Weile bergauf am Hang entlang bis zum Tieftalsee (auf 2.800m), den wir nach 1:45h erreichten. Ein schöner See mit glasklarem Wasser in dem sich der Furgler spiegelte. Die braun/roten Gipfel umringten uns und den See, doch wars ein schönes, stilles Örtchen! Auch wenn alles kahl und tot wirkte, begegneten wir jetzt einer Gruppe Schneehühner. Über ein paar Steinplatten ging es dann um den See herum und direkt auf den Gipfel zu. Auch jetzt wirkte er nur 10 Minuten entfernt, war jedoch immer noch fern. Der Aufstieg zum Gipfel war etwas plattiger und schwieriger, doch kamen wir ganz ohne Kletterei klar.
Nach 2:45h erreichten wir den Gipfel des 3000ers. Unglaublich wie schön das Panorama war!! Das kann ich nicht beschreiben, dafür gibt’s die Bilder. Man konnte König Ortler im Süden sehen aber auch die Zugspitze im Norden. Besonders schön präsentierte sich der hohe Riffler im Westen. Unter leichtem Zeitdruck gings zurück zum See, wo ich eine kleine Badesession einlegte. Etwas frisch der See! Unser nächstes Ziel war die Hexenseehütte, und die war noch ein gutes Stück entfernt. Erst stiegen wir wieder ab, zurück zum verlassenen Skilift und gingen dann in das große und verlassene Tal im Westen. Hier könnte man den Schmugglersteig entlang gehen, doch wir marschierten den normalen Fahrweg entlang. Der Schmugglerweg hatte wohl etwas Historisches: Schmuggler trugen hier bis zu 20kg Schmuggelware dort über die Grenze in die Schweiz.
Die Wetterstimmung war immer noch wundervoll doch sehr windig. Der Weg zur Hütte war noch ein guter Hartsch. Unterwegs begegneten wir einigen Murmeltieren, die wohl nicht mehr mit Menschen rechneten und sich auf den Wegen tummelten. Das ganze Tal war verlassen. Wir gingen zunächst etwas bergab, überquerten den Böderbach und stiegen dann zum Joch am Talschluss auf. Auf dem Joch wurden wir von der vollen Gewalt des Windes überrascht. Oft mussten wir Kleidung an- und wieder ausziehen, denn im Wind war es zu kalt und im Windschatten zu warm. Vor uns lag ein weiteres Tal, überzogen von Skipisten. Auf der anderen Seite ragte der Hexenkopf empor, an dessen Fuße die Hexenseehütte lag.
Jetzt gingen wir über den Schmugglersteig weiter. Dieser führte uns ein Stück weit durch das Geröllfeld, was noch etwas Kraft und Konzentration kostete. Doch schließlich (nach 6 Std.) erreichten wir den Hexensee und dessen Hütte. Die Wirte erwarteten uns bereits, denn wir waren heute die einzigen Gäste des Hauses. Unglaublich! Diese Hütte war auch echt etwas Besonderes. Sie wurde vom Kölner Haus gemanaged und stellte ehrenamtliche Arbeiter ein. Man kann sich wochenweise anmelden als freiwilliger Hüttenwirt: so auch die Jungs hier. Wir hatten die Hütte nur für uns und das Ganze wirkte mehr wie eine Private Hütte. Mit kostenloser, warmer Dusche und komfortablen Lager. Sogar WLAN und eine eigene Küche für die Gäste gab es hier. Es war ein wohliges Gefühl auf 2.500m! Es wurde großartig für uns gekocht, so dass wir echt den Bauch voll hatten und es gab mehr Bier als andere Getränke :-p
Von der Hexenseehütte über den Murmeltierweg zum Zwölferkopf
Nach einem Kaffee in der Früh, brachen wir schon gegen 07:30 Uhr auf, denn es lag noch ein guter Weg vor uns. Nachts gab es einen Orkan der auch Regen mit sich brachte und auch jetzt noch windete es stark. Das Wetter war episch: dicke, dunkle Wolkenschwaden die den Himmel bedeckten, sich aber schnell bewegten. Die aufgehende Sonne, irgendwo in der Ferne. Dazu kam die verlassene, karge Landschaft mit den inaktiven Skiliften vor uns und dem Hexensee. Ich hielt oft inne um diese tolle Stimmung in mir aufzunehmen. Wir gingen zurück über das Joch und dann das Tal Richtung Lazid.
Doch wurde es noch toller: Jetzt brachen vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke am Himmel und erleuchteten den Hang auf dem wir abstiegen. Hinter uns bildete sich ein Regenbogen, der nur wenige Meter neben uns seinen Goldschatz versteckte. Nach 1:30h waren wir wieder an der Kreuzung der Schneidbahnstation. Hier folgten wir jetzt den Murmeltiersteig. Einem langen, Wanderweg entlang der Berghänge, der auf die gegenüberliegende Seite des Tals führte. Der Weg war jedoch etwas anspruchsvoller, da man mehrmals durch Geröllfelder musste, und der Fels noch feucht und rutschig war. Wir kamen hier nur langsam am Fuße des Furglers voran.
Wir kamen am Furgler See vorbei, der auch sehr schön war. Anschließend führte der Weg nach Osten weiter und wurde irgendwann einfacher zu gehen. Hier kamen uns dann die ersten Leute überhaupt entgegen (vermutlich von der ersten Seilbahn). Nach ganzen 3:40h hatten wir den Murmeltiersteig an einer Kreuzung verlassen um in Richtung des Zwölferkopfs bzw. Schönjoch weiter zu gehen. Doch anstelle dem Weg weiter zu folgen, haben wir uns spontan entschieden, oberhalb (auf der Bergkette) zu gehen. Dazu mussten wir jetzt weitere 400hm steilen Aufstieg in Kauf nehmen. (Ein Schild weist auf den Steig zum Brunnenkopf hin). Oben, am vorderen Brunnenkopf, hatten wir wieder eine tolle Sicht! Besonders schön war ein nördlicher Ausläufer des Gebirges, der noch verlassener und kahler wirkte als die Anderen Bergketten hier.
Um jetzt zum Zwölferkopf zu gelangen, mussten wir am Grat entlang weiter, was ich noch besonders schön fand! Erst über den hinteren Sattelkopf und weiter zum Oberen Sattelkopf (mit großem Gipfelkreuz). Nach den Gipfeln folgten wir noch 20 Minuten den schmalen Weg am Grat (im Abstieg noch leicht knackig) zur Seilbahnstation des Zwölferkopfs. Dort endete dann (nach 6:15h) die Tour. Der Crystal Cube bot sich noch für ein lustiges Gruppenfoto an. Abschließend sind wir kostenlos mit der Gondel runtergefahren zur Schöngampalm. Jetzt befanden wir uns quasi auf der falschen Seite des Bergs. Nach einem guten Essen (wir hatten vorher keins) haben wir hier unsere reservierten Bikes erhalten um zurück zum Auto zu kommen. Es waren über 15km Wegstrecke zurück nach Fiss, die wir zeitlich eh nicht mehr hätten gehen können. So bot sich das echt super an! Wir hatten keine Erfahrung mit Fahrrad am Berg, daher war das dann schon spannend.
Die Abfahrt führte nach Süden hinunter und folgte dann einem ewig langen Forstweg entlang des Berges nach Osten und weiter nach Süden. Es machte noch richtig, richtig Spaß runter zu heizen. Man konnte fast immer laufen lassen und nur selten musste man im Gegenanstieg fahren. Nach 30 Minuten waren wir dann bereits in Fiss, wo wir die Fahrräder wieder abgeben konnten.
Fazit
Der Furgler mit knappen 3000 ist relativ leicht zu besteigen, doch sollte man die Distanz von der Seilbahn aus nicht unterschätzen. Das ganze Gebiet ist so anders und kahl. Wunderschöne Landschaften, kleine Bergseen, Murmeltiere, große Täler, hohe Berge und eine fantastische Hütte im Nirgendwo. Menschenleer und wohlig, so habe ich es erlebt. Die Touren die wir gemacht haben, sind lang und ausdauernd, aber technisch nicht so schwer. Etwas Trittsicherheit sollte aber sitzen.