Der Triglav (dt. Dreikopf) ist mit 2.864m der bedeutendste und höchste Berg der julischen Alpen & Sloweniens. Man sagt „Einheimische müssen ihn einmal besteigen um sich als Slowenen zu beweisen“. Ich finde, man darf ihn auf keinen Fall unterschätzen, er ist wahrlich ein echter Berg und alpin durch und durch. Von Süden aus ist es wohl der einfachste Zustieg, doch die Nord-Steige sind lang und anspruchsvoll. Wir wählen im Aufstieg den schwierigsten Weg – den Bamberger Weg und im Abstieg den Prager Weg. Beide Wege sind anspruchsvolle Steige der Kategorie B bis C und äußerst lang!
Der Bamberger Weg (Triglav Überschreitung) führt vom Vratatal Tal bis zur Luknja Scharte und dann die Wand hinauf auf ein Hochplateau „Naravni spomenik Triglav“. Von dort besteigt man den Berg schließlich westseitig und überschreitet diesen dann nach Osten zum Triglavhaus und weiteren Abstieg über den Prager Weg. Das Ganze als Tagestour ist extrem! Das empfehle ich nur bei milden Wetterbedingungen, sehr früh losgehen und wenig Gepäck. So oder so sind 3 Liter Wasser unbedingt mitzunehmen. Wir habe es als 2-Tagestour gemacht.
Technischer Anspruch: Klettersteig bis C, jedoch nur 20% des ganzen Weges Seilversichert. Der Rest ist an Stahlstiften und Fels ungesichert bis UIAA II zu kraxeln - Details folgen im Bericht.
Wanderung zur Luknja Scharte (2,5 Std.)
Nach etwas einkaufen im örtlichen Supermarkt fahren wir los, hinein in das Vratatal Tal. Über eine holprige Straße geht es in den sehr ursprünglichen Wald hinein. Am Ende der Straße der Parkplatz (kleine Gebühr). Von dort erheben sich bereits die Berge großartig und hoch – ganz besonders der Triglav, dessen Kopf nun 2000 Meter über uns ragt. Die wohl beeindruckenste Kulisse der Ostalpen? Wir wandern los, durch den Wald bis wir die Talhütte „Aljažev dom“ passieren. Dahinter ist das große Denkmal: Ein gigantischer Schlaghaken mit Ring.
Zur Scharte hinauf gibt es mehrere Wege: Entweder immer am Fluss entlang (Richtung Prag) oder an den Waldkreuzungen sich stets rechts haltend. Wir folgen dem rechten Weg, der bald bergauf zum oberen Waldrand führt. Die Hitze heute ist ein echtes Problem, wir schwitzen ohne Ende und trinken bereits viel Wasser. Direkt hinter der Baumgrenze auf einem leichten Schotterfeld muss man jetzt auf die Markierungen achten, denn man darf hier nicht nach rechts gehen, sonst besteigt ihr den falschen Berg. Weiter geradeaus an einem herrlichen Baum mit gelben Blüten erreichen wir nach kurzer Zeit eine kleine Selbstversorgerhütte.
Hier entdecken wir eine Regentonne, an der wir uns nun bedienen (es war auch notwendig!). Das war die nun wirklich letzte Wasserquelle für den Rest der Tour. Die Wände des Triglav-Massives ragen noch gewaltiger und steiler vor uns auf. Einfach unglaublich wie mächtig diese sind und wie ehrfürchtig sie auf mich wirken. Die Scharte kommt jetzt in Sicht. Noch ein paar Serpentinen auf dem groben Schotterfeld und wir waren an der Wand. (Ab jetzt Helm!) Kurz darauf nach etwas steilem Geröll stehen wir oben am Joch. Erstmal Pause! Man blickt ins nächste Tal und sieht weitere großartige Berge. Ab hier kann das Klettersteigset angezogen werden. Der Wegweiser zeigt 4 Std. zum Gipfel an.
Der Bamberger Weg (2,5 Std.)
Dies ist der anspruchsvollste Weg zum Berg, was ich allerdings nicht erwartet hätte, dass wir völlig allein sein würden. Bis auf 2 Gämse haben wir niemanden gesehen, den ganzen Weg bis zur nächsten Kreuzung. Die Massen gehen alle den leichteren Weg hinauf. Die ersten 100 hm folgt direkt der Klettersteig (B/C) und ist insgesamt purer Genuss und nicht zu schwer. Allerdings hört dann das Drahtseil auf und es kommt auf dem ganzen Steig nur noch an einer Stelle wieder eins.
Der Weg zieht sich an der Westflanke des Gebirgsarmes empor und ist bestens markiert. Als alle 5 Meter weißt uns rote Farbe den Steig. Es geht immer so im Zickzack hinauf aber kaum wandern sondern alles kraxeln. Die meisten schwierigen Hürden sind bestens mit Stahlstiften und –tritten verbaut, aber es ist auch einiges frei. Da kein Drahtseil vorhanden bewerte ich den Steig mit überwiegend ersten Grad mit vereinzelten IIer Stellen.
Je höher wir kraxeln, desto ausgesetzter wird es stellenweise. Aber auch die Aussicht wird immer spektakulärer. Fast ganz oben sehen wir schon vor uns die gewaltige Gipfelwand des Triglavs in der Ferne. Immer weiter geht es: für mich absolute Genuss-Kletterei mit vielen schönen Zweiern drin und Gehgelände zwischendurch. Aber: Absolute Trittsicherheit und keine Höhenangst sind hier Voraussetzung!
Kurz unterhalb des Plateaus kommt ein Kamin. Dieser hat ein Drahtseil und Stahlstifte (B). Oben angekommen überblicken wir nun das große Hochplateau „Naravni spomenik“ und dessen Steilabstürzte ins Tal von gut 1000 metern. Einfach der Hammer!
Zavarovana Plezalna Pot Steig (3 Std.)
Zunächst geht es jetzt über das große Felsplateau. Da hier noch viele Schneefelder liegen, die auch zu queren sind, ist hier besonders auf die roten Markierungen zu achten. Der große Gipfelbau kommt allmählich immer Näher und Näher. Es geht ein Stück fast nur eben dahin, bis zu einem großen Schneefeld: dort macht der Weg einen Knick nach links und geht dann wieder bergauf, langsamer, denn wir merken durch die Höhe schon deutlich die Erschöpfung und schnaufen auch mehr.
Auf einer Kuppe erkennt man in der Ferne vielleicht schon das rote Wanderschild, wo sich ein weiterer Zustiegsweg kreuzt. Die Hitze ist erdrückend, besonders auf dem Schnee. Über das Schotterfeld geht es nun (wenn man die ganze Wand betrachtet – rechter Hand) auf den Einstieg zum Gipfelsteig zu. Die Wanderung über das Plateau bis zum Drahtseil hat ungefähr 1 Std. gedauert. Der Rest ist jetzt wieder Steig.
Zunächst geht es wieder mit etwas Drahtseil (B) auf ein Band, dass über einen Abgrund quert. Dann führt der Weg in eine Scharte (kein seil mehr). In dieser liegt ein steiles Schneebrett, daher umklettern wir es. Hier stellen sich die größten Schwierigkeiten der heutigen Tour dar, denn auf dem Schneebrett ist es ohne Steigeisen zu steil. Oberhalb der Scharte führt der Weg um den Berg herum, sodass wir nun die Täler im Osten plötzlich überblicken. Eine Hütte weit unten ist zu sehen. Leider liegt auch hier ein äußerst steiles Schneebrett herum und versperrt den Steig. Wir versuchen es an der schmalen Randkluft vom Schneebrett, das geht ganz gut. Ab und zu müssen wir es betreten und teilweise wieder einen Weg am Fels suchen (auch etwas heikler).
Bald sind wir aber oberhalb des Schnees und wieder am Normalweg. Die Markierungen und das ganze Eisen führt uns weiter hinauf. Immer noch ein ganz schönes Stück bis oben, aber man fühlt bereits bald am Ziel zu sein. Auf diesem Zustieg kommt jetzt doch vermehrt Drahtseil zum Einsatz (aber nur A). Nach insgesamt 9 Stunden (mit Pausen) stehen wir schließlich auf dem Triglav! Anmerkung: Schneller schafft man es ohne Gruppe, ohne Hüttengepäck und ohne die drückende Hitze. Wer es also eilig hat, geht am besten ohne KS Set los mit leichtem Tagesrucksack und startet vor der Hitze. Helm und genug Wasser ist aber Pflicht!
Am Gipfel steppt der Bär! Eine rießen Gruppe Italiener grillen ihre Bratwürste, ein Slowene verkauft gekühltes Dosenbier (7€ - wir gönnen uns). Nachdem wir uns irgendwann an der Aussicht satt gesehen haben (man sieht sogar bis zum Mittelmeer, die Adria) machen wir uns an den Abstieg.
Östlicher Abstieg zum Triglav Haus (1,5 Std.)
Der Normalweg ist praktisch ebenfalls ein Klettersteig (bis B) – aber wirklich imposant! Man überblickt das gewaltige Gebiet des ganzen Nationalparks. Besonders toll sieht das nördliche Hochplateau mit seinen Gipfeln weit unter uns aus. Über einen schmalen Grat geht es am Drahtseil dahin, einfach gigantisch! Der Steig folgt dem Grat bis zur nächsten Erhebung und geht von dort dann steil hinunter.
Eine Wand geht rückwärts vertikal runter (B) und dann geht es wieder leichter (A/B) weiter. Ganz unten am Ende des Steigs ist ein Schneefeld das mittels eines Seils abgesichert wurde. Man kann ganz gut abfahren finde ich. Dann stehen wir vor der gigantischen Hütte – dem Triglav dom.
Zunächst das Positive: wir konnten schnell einchecken, haben ein eigenes, kleines Zimmerchen mit 3 Betten bekommen und man lernt hier viele junge Leute kennen. Aber ansonsten ist die Hütte nicht so toll. Verständlich ist, dass Speis und Trunk teuer sind, da die Hütte per Heli versorgt wird und eine Dusche habe ich auch nicht erwartet. Dazu kommt aber: Sehr unfreundliches Personal, eiskalte Zimmer, Küche macht um 20 Uhr dicht (haben gerade so auf den letzten Drücker noch was bekommen). Um 22 Uhr wird der Strom abgestellt und man wird verjagt. Gegen 8 Uhr morgens wird man vom Reinigungsteam sofort aus den Zimmern verscheucht. Immerhin haben wir noch Frühstück bekommen. Trinkwasser muss man kaufen. Triglavhaus – Einmal und nie wieder.
Abstieg über den Prager Weg (4 Std.)
Wir wissen, es müssen ganze 1.500hm noch abgestiegen werden, aber wir haben irgendwie geglaubt, dass wir relativ schnell runterkommen würden. Aber nein, der Abstieg ist schon eine Tour für sich. Wir wählen den Prager Weg, da dieser der einfachere von Zwei sein soll (aber ich glaube die beiden nehmen sich nicht viel). Zumindest mit einem Wanderweg hatte das wenig zu tun. Direkt nach der Hütte geht es schon über Stahlstifte an die erste Steilstufe.
Rückwärts runter, kein Drahtseil. Ist man schließlich auf dem großen, weiten Plateau voller Schneefelder, geht es als Wanderweg weiter. Immer wieder ein Stück über Schnee nach Norden. Es ist schon ein ganz schön langes Stück auf dem plattigen und beeindruckenden Gebiet. Hier entdecken wir auch schon das erste Steinbockjunge. Dieses führt uns nun an bis zur „kante“ (also der Steilwand hinunter ins Tal). Zunächst geht es über ein großes Schotterfeld zur nördlichen Felswand und dort weiter (man kann hier das Feld abfahren, wenn man zum Prager Weg will). Irgendwann kommt die Kreuzung der beiden Wege, wir gehen links, bergab.
Hier entdecken wir nun die große Steinbock-Familie. Ein paar Größere mit ihren Jungtieren. Da sie auf einem Vorsprung lagern können wir nah genug ran für ein gutes Foto. Das Highlight des Tages!
Doch dann beginnt er, der lange Steig hinab (ab hier Helm). Es ist eine unendliche Geschichte von Stahlstiften. Unzählige Male packen wir die Stöcke wieder ein um rückwärts zu kraxeln und dann wieder aus, weil der Wanderweg kiesig und steil ist. Eine steilere Wand mit Drahtseil kommt irgendwann (B). Aber sonst keine KS Elemente mehr. Jedoch sind fast alle Wände im Abstieg über Stahlstifte ohne Drahtseil und teilweise nicht für Anfänger geeignet. Wer also einen reinen Wanderweg runter sucht, muss wohl nach Süden absteigen.
Nur langsam kommt das große Tal näher und auch wenn man glaubt endlich kein Fels oder Eisen mehr anfassen zu müssen und zu wandern, kommt wieder etwas. Tatsächlich kommen noch einige Kraxel-Stellen ganz unten, kurz vor dem Fluss. Aber dann ist es geschafft! Erstmal nackt ins Wasser gesprungen, da es wieder so ein 30°C Tag ist. Nach der Erfrischung müssen wir nur noch chillig den Wanderweg im Tal bis zum Parkplatz wandern. Das sind dann ca. noch 30 Minuten. Die Hütte im Tal lädt hier noch auf ein Bierchen ein. Wir stoßen an auf die erfolgreiche Tour!
Fazit
Der Triglav ist ein nicht zu unterschätzendes Bergziel und konditionell mindestens so anspruchsvoll wie die Zugspitze, technisch sogar schwieriger. Der Bamberger Weg ist ein purer Genuß, aber für jemand geübten kann ich das Klettersteigset nicht empfehlen, da nur wenig Drahtseil kommt. Bei Hitze sollte man früh los und viel Wasser mitnehmen. Die Kraxelei, die Höhe und die Länge der Tour machen die Tour durchaus anspruchsvoll. So oder so: Der Triglav ist eine unglaublich schöne und eindrucksvolle Bergtour mit allen Facetten. Ich finde Kraxeln sollte man können und mit Höhenangst sollte man den Berg auf keinen Fall besteigen wollen.
cooler Bericht!
Ein Frage zu Hüttenübernachtungen im Triglav-Gebite:
Muss man dafür was mitbringen? (Hütten)Schlafsack, Polsterüberzug? Gibt es aktuell spezielle Regelungen?
Danke schon mal und LG,
Gerhard
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Kaj: Einen Hüttenschlafsack schon. Für Kissen, Matratze und Decke haben wir ein-mal-Bettzüge erhalten. Das Triglav haus ist aber eher eine schlechtere Wahl, dann lieber eine der anderen Hütten, je nach Route ;) (18.August 2020 - 14:20:00)