Endlich einmal kam ich dazu mich um eine alte offene Rechnung zu kümmern, nämlich um den Tegelberg Klettersteig! Am sehr touristischen Tegelberg in Füssen gibt es so Einiges was man tun kann: Sommerrodel, wandern, ausgedehnte Bergtouren, Paragliden oder eben Klettersteigen. Es gibt 3 Routen: Die gelbe Wand (A), Tegelberg KS (C bzw. C/D), Fingersteig (D). Die gelbe Wand ist eigentlich nicht mehr als ein normaler Wandersteig mit einigen Drahtseilversicherten Stellen und sozusagen der Plan-B, wenn einem der Tegelberg KS zu schwer ist. Da wir der Tageshitze und den Menschenmassen entgehen wollten, sind wir erst um 14 Uhr vom Parkplatz (4€) losgegangen.
Links von der Sommerrodelbahn führte der asphaltierte Zustieg sehr steil in den Wald bergauf. Wir hatten kurz Panik, da es plötzlich leicht zu regnen anfing, da wir den KS bei Nässe nicht hätten machen können. Zum Glück hörte es aber gleich wieder auf. Nach einer Weile sehr steilem Zustieg, führte der Schotterweg rechts von der Straße weg. Dort sind die Klettersteige bereits ausgeschildert. Wir gingen jetzt noch eine ganze Weile über den schmalen Forstweg bergauf, immer weiter in Richtung Felsgelände. Man braucht schon gute 40 Minuten bis zum Einstieg. Mein Bruder kehrte jedoch vorher noch um, da klar wurde, dass er ohne Rastschlinge und Kletterhandschuhe sich das doch nicht antun wollte. Also wichtig: Umbedingt ein vollständiges KS-Set, inkl. Rastschlinge und Handschuhe mitbringen! Der KS ist sehr Armlastig!
Einige Schilder weisen auf die Gefahren hin und klären über die Schwierigkeit der Steiges auf. Nach dem Anlegeplatz geht es zunächst ganz locker (A/B) am Fels entlang über Drahtseil nach oben. Bereits hier hatten wir schon eine tolle Aussicht und kamen gut rein. Nach ca. 10-15 Minuten Kletterei erreichten wir dann die Leiter. Hier gehts dann richtig los! Nochmal ein Hinweis von mir: Der Tegelberg Klettersteig ist KEIN ANFÄNGERSTEIG! Er sollte nur von Erfahrenen gewagt werden. Der KS zeigt gleich am Anfang was er kann, wer also oberhalb der Leiter sich unwohl fühlt, sollte sofort umkehren. Es gibt keine Notausstiege! Abbrecher sind hier normal und man sollte auch wissen, dass dies der Klettersteig mit den meisten Todesopfern jährlich ist. Trostpreis wäre der weitere Aufstieg über die gelbe Wand (A).
Als wir die Leiter erreichten, war gerade eine Gruppe mit einer Anfängerin am abbrechen und umkehren. Noch 2 weitere Personen warteten, ansonsten war nichts los. Echt genial, dass wir den KS später ganz alleine für uns hatten (hier is normalerweise viel Stau!). Manu ging voran, Taddu blieb hinter mir: Oberhalb der Leiter geht es sofort auf Reibung und man hängt 10 Meter über dem Boden. Hier habe ich sofort die Rastschlinge verwendet zum Umhängen. Auch wichtig: Bloß nicht alles auf Armkraft machen! Der Umgang mit der Rastschlinge muss sitzen. D.h. sich zu trauen, sich mit seinem ganzen Gewicht in die Rastschlinge zu hängen um dann vom Drahtseil loslassen zu können. So gings dann los.
Die kniffligen Stellen kann man über das Topo studieren. Der Klettersteig ist ziemlich lang (2 Std.) aber auch sehr genial! Noch zu Beginn ist viel B und es gibt immer wieder ein paar C Stellen. Dann kommt eine kurze Stelle für eine Pause, wo man auch Leute überholen lassen kann. Dannach waren wir ganz einsam am Fels, Wundervoll! Der Steig wurde jetzt immer spannender. Immer mehr wird auf Eisentritte verzichtet sodass man mehr auf Reibung gehen musste. Die Route führte durch Felsspalten hindurch und bot immer neue Herausforderungen auf. Zwischendrin war es B und dann kamen wieder schwere C/D Stellen im leichten Überhang. Ja Richtig! Das Topo sagt ja, der Steig wäre nur C, was ich ganz klar korrigieren würde auf C/D! Mehrere überhängende Querungen und Platten sind zu meistern.
Besonders bei Nässe ist es ein Problem, da man eben viel auf glatten abgegriffenen Fels klettert. Bei einer Sitzbank in der Wand haben wir paar Fotos gemacht. Wir haben uns richtig Zeit gelassen und die Einsamkeit genossen. Taddu war auch etwas langsamer als Manu und ich. Die Rastschlinge kam immer wieder zum Einsatz, sobald der Fels den Köper wegdrückte. Manchmal war das Seil zu niedrig. Ganz am Schluss wurde der Klettersteig dann aber nochmal richtig schwer! Wenn man die Stelle erreicht, an der das Drahtseil senkrecht nach oben die Wand hinauf führt, hat man erstmal einige harte C Stellen, die fast ohne Tritt sind, vor sich. Dann gings auf einmal in eine Höhle hinein. Total Irre! Dort war dann (finde ich) die Schlüsselstelle. Ein kleines Stück muuste man überwinden ohne Seilversicherung! Ein Drahseil endet, ein Anderes beginnt, aber es muss ein gewagter Schritt ohne richtigen Tritt gewagt werden um sich umzuhängen. Meine Lösung war es sich am Eisenring des Seilendes zu sichern, so kam ich gerade noch mit dem anderen Karabiner zum neuen Seil.
Auch er Rest des Steiges haute nochmal ordentlich Überhänge und C/D Stellen raus. Doch nach der Holzleiter war es schließlich geschafft! Man blickt plötzlich auf die andere Seite hinunter zur gelben Wand. Vor einem die Tegelbergbahn die im Tegelberghaus auf die nächste Fahrt wartete. Hier oben tankte ich Kraft und blickte auf den Foggensee. Toll wars! Wir sind dann vorbei am Fingersteig über die Rohrkopfhütte wieder abgestiegen und haben noch tolle Blicke auf das Schloss Neuschwanstein erhascht. Haben 1 Std. länger gebraucht wie geplant. Also 6 Std. Sind dannach noch in Füssen lecker essen gegangen.
Fazit
Ein schwerer und langer Klettersteig, den man nicht unterschätzen sollte. Hier ist viel Ausdauer und Armkraft gefragt, sowie die Beherrschung des Klettersteigsets. Umgedingt Rastschlinge und Handschuhe mitnehmen und genug Wasser. Tagsüber ist hier viel Stau und mit Abbrechern zu rechnen. Man wird gut gefordert und der Klettersteig ist wirklich ganz toll gemacht! Hatten richtig viel Spaß dabei und tolle Augenblicke am Drahtseil.