Eine Tour, die ich schon früher einmal auf dem Schirm hatte, mich aber damals mit meinen Mitwanderern nicht getraut hatte. Wer hätte gedacht, dass es Mitte September nochmal die Chance dazu geben würde? Die Besteigung der Sonnenspitze in der Mieminger Kette, bedeutete für mich so etwas wie das „next Level“ im Bergsport. Denn hierbei handelte es sich um ein längeren Auf- & Abstieg im II. Grad. Doch dieses Mal war ich mit sehr erfahrenen Leuten unterwegs: Den Alpenkraxler Flo mit Kumpel, dem Flo aus München, Nadja und die berchtesgadener Berggams Simon ;-)
Die meisten übernachteten im Auto, und so gings dann um 07:30 Uhr vom Parkplatz in Ehrwald (Brent Alm) los. (Mehr Touren mit der Coburger Hütte findet ihr übrigens hier!) Simon ging voran und gab das Tempo vor, als wir durch Wald den wurzeligen Steig hinauf zum Hohen Gang gingen. Ich hatte vom Vortag noch eine Zugspitz Tour in den Knochen und war daher etwas langsamer. Auch der Flo, der zuvor den Jubi gemacht hatte, war leicht Geh-Faul. Wir kamen zügig voran, auch wenn ich etwas langsamer war und stiegen den Hohen Gang (gesicherter Steig A) hoch zum Seebensee.
Hier konnte ich der Gruppe gut zeigen, welche die uns nun um ragenden Berge waren und auch die ungefähre Route der Sonnenspitze deuten. Der Anstieg zur Coburger Hütte war wieder mal länger als er aussah aber ging trotzdem gut. Nach 2:20h waren wir dort und die Hütte war gerade dabei zu putzen. Wir machten eine Stunde Pause und stärkten uns für den eigentlichen Akt. Weiter gings dann, am Fuße des vorderen Drachenkopfes entlang, nach Westen. Die Wege gabelten sich bald und wir folgten dem rechten Weg zur Sonnenspitze. Hier trafen wir noch den lokalen Schäfer, mit dem wir ein wenig plauderten.
Nach nun 30 Minuten zustieg zwischen Latschen und Schotterfeld waren wir dann an der Felswand der imposanten und prächtigen Sonnenspitze angekommen. Ihre Südkante wirkte gar nicht mehr so scharfkantig wie von der Ferne. Jetzt hieß es Helme auf und los! In gut 1:15h sind wir die ca. 450hm raufgeklettert. Es beginnt noch locker im 1. Grad doch steigert sich schnell. Es kommt ein Kamin (II) dann quert der Steig wieder etwas, wird teilweise Weg. Dann ein weiterer Kamin (II) und dazwischen auch I. Ich hatte mega Spaß und kam voll auf meine Kosten. Fühle mich großartig und es ging steil runter hinter mir.
An einer Querung waren ein paar Eisentritte und Drahtseil angebracht. Immer wieder gab es Ösen zur Sicherung mit einem Seil. Es gab sogar eine Trailrunnerin! Naja ich hatte auf alle Fälle Spaß und der Rest auch. Der Steig war durchgängig und gut markiert. Trotzdem konnte man schnell falsch klettern, wenn man nicht Aufmerksam war. Wir erreichten den Vorgipfel (der höher wirkte). Von dem musste noch eine weitere 2er Stelle am schmalen Grat zum Gipfel bewältigt werden. Dort war ganz schön viel los! Der Blick von der Sonnenspitze in das Ehrwalder Tal bis zum Gatterl sowie auf die beiden Seen unter uns war herrlich! Drachenkopf und Coburger Hütte waren weit unter uns. „Der Wamperte Schrofen wär no a Sach!“, meinte ich zu den Anderen. Machten oben eine ergiebige Pause und teilten uns Simons Gipfelbier.
Der Abstieg über die Nordwand (hinter dem Gipfelkreuz), stellte sich dann jedoch als größte Hürde da. Es war hier schwer den richtigen Weg zu deuten und man musste im 2. Grad auf rutschigem und mit Schotter bedecktem Fels absteigen. Man fand kam guten Tritt und nur spärlichen Halt und unter einem gings steil in die Tiefe. An manchen Stellen ging einem der Ar**** schon bisschen auf Grundeis, wenn man nur mit 3 Punkten überhaupt Halt fand. Daher dauerte das auch ne Weile und es kamen uns Leute entgegen, die lieber südlich absteigen wollten als hier.
Also hier bekam „Trittsicherheit“ nochmal eine andere Bedeutung! Zum Glück ging das nur die ersten 100 Höhenmeter so. Es ging dann immer noch auf sehr schmalem Felsgelände weiter und es forderte nach wie vor viel Konzentration, doch das Schlimmste war geschafft. Nach 300hm entwickelte sich der Steig zu einem Serpentinenweg und bald ging es mit Stöcken weiter. Doch zog sich der Abstieg ewig, da man ja bis zum Seebensee runter musste. Nach ganzen 6 Stunden waren wir dann endlich unten angekommen und sind erstmal zur Seebenalm marschiert: Bier und Hauswurst!
Doch war die Tour noch nicht vorbei: Wir mussten wieder absteigen nach Ehrwald. Kurz überlegte ich den Immensteig zu nehmen, doch war eben der Hohe Gang doch die schnellste Wahl. Der zehrte dann schon an den Kräften und kostete noch ein wenig Konzentration im Abstieg. Selbst der Waldweg war rutschig und schwierig zum gehen. Naja nach Gesamt 10 Stunden waren wir wieder am Auto und gesellten uns zur Alex, die nach ihrer Solo-Zugspitz Tour in der Brent Alm auf uns wartete. So ne Liegematte und ein Ruß war was herrliches, wenn die Füße brennen. Das waren jetzt 4.000hm in 3 Tagen, ein richtig gutes Bergwochenende!!
Fazit
Der Berg ist in einem Tag schon eine ganz schöne Nummer! Ca. 1500hm waren es auf- und Abstieg. Die Sonnenspitze ist allerdings nichts für Wanderer, sondern nur für Leute die im zweiten Grad sicher und ohne Material gut klettern können. Vor allem der Abstieg hat es in sich! Ist also T5 (sehr schwere Bergtour) klassifiziert. Wem das zu knackig ist, kann sich auf der ggü. liegenden Drachenkopfroute (erster Grat) gerne probieren.