Der Schrecksee im Naturschutzgebiet der Allgäuer Hochalpen ist gewöhnlich ein Touri-Hotspot. Der See liegt sehr verborgen, von Bergen eingekreist inmitten der hohen Allgäuer Berge. Er lässt träumen und mit seinen 2 kleinen Inseln ist er zudem super Fotogen. Gerade Instagram hat hier seinen Beitrag geleistet, dass hier im Sommer ganze Horden hochwandern. Im eisigen Winter kann man aber auch hinauf, wenn man entsprechend ausgerüstet ist. Die Tour birgt alpine Gefahren und ist von der Länge her nicht zu unterschätzen! Zudem ist der Steig hinauf zum See im Winter offiziell gesperrt.
Vom Tagestour-Parkplatz (10€) auf der Höh, starten wir von Hinterstein wieder hinein in das grandiose Hintersteiner Tal. Hier folgen wir direkt dem Weg vom Parkplatz aus über eine Anhöhe. Bereits hier sind die umliegenden Berge eindrucksvoll und toll. Nach 30 Minuten gehts von der Wiese über eine Holzbrücke runter und wieder auf den Asphalt. Der Straße (die im Winter gut vereist ist) folgen wir jetzt vorsichtig immer weiter. Nach einer weiteren halben Stunde erreicht man dann, kurz hinterm Konstanzer Jägerhaus, das Wasserkraftwerk. Rechts daneben beginnt der Aufstieg zum Schrecksee - Laut dem Schild noch 2,45 Std.
Hier gehts jetzt erstmal ein gutes Stück sehr steil über den verwurzelten Waldstieg hinauf. Der Steig ist erdig aber auch felsig. Ist man an einem kleinen Speichersee angekommen, ist das erste Steilstück fast geschafft. Bereits jetzt kann man über den Gipfel des Rauhorns hoch über einem staunen. Über deutlich mehr Schnee gehts nun weiter hinauf zum Hochtal der Taufersalpe. Hier im Kessel der Berge geht es nun ein Stück flacher dahin, direkt, den Stromleitungen folgend, auf die große Steilstufe vor einem zu. Man kann es sich ja bereits denken: Oberhalb der Stufe liegt der See. Unterhalb des imposanten Rauhorns gehts auf die Steilstufe zu an der sich der Steig wieder steiler hinaufschlängelt.
Ohne Schnee wird hier eisig!
Bevor es dann richtig steil wird, ziehen wir unsere Steigeisen an. Es war wengen viel Neuschnee eigentlich nicht wirklich notwendig, aber es gibt auf dem Weg stark vereiste Felspassagen die gefährlich werden könnten. Ist der Aufstieg hinauf geschafft, erreichen wir die Schreckenalpe und endlich auch die Sonne! Nun erstreckt sich vor uns ein echtes Winterwonderland: Ein Meer aus Pulverschnee. Wir mussten lachen, denn wir waren heute die einzigen Wanderer mit etwas Ausrüstung. Alle anderen Leute kamen ohne Gamaschen in Jeans und Halbschuhen durch den Tiefschnee gestampft. An der brandneu sanierten Schreckalpe (die zuvor verfallen war) machen wir ein Teepäusschen und genießen die Ruhe und das Panorama.
Anschließend folgen wir weiter der Spur hinauf zum Schrecksee. Dieser ist (wie zu erwarten) gefroren und von Schnee bedeckt. Links von uns, an einem extrem steilen Schneehang des Knappenkopfs kämpft sich gerade eine Dreier Gruppe eine Scharte hinauf. Wir wundern uns über die Wahl der Route, später erfahren wir dass sie am Gipfel des Rauhorns vom Heli geholt wurden. Vom Schreckensee aus versuchen wir es dann ebenso, hinauf zum Knappenkopf zu steigen, einfach um eine tollere Sicht auf den See und die Berge zu haben. Normalerweise geht man hierzu über den Jubiläumsweg in den Kirchendachsattel (das Joch rechts vom Berg) und steigt dann vor dort über einen Wanderweg empor. Wir folgen jedoch einfach der steilen Grasnabe hinauf, da es schneefreier geht und wir mit Steigeisen da kein Problem haben.
Jedoch oben, am Gipfelgrat, wird es dann so ausgesetzt und schmal, dass wir nicht beide weitergehen möchten. Hinter dem schmalen Stück wäre es nun nicht mehr weit zum Gipfel des Knappenkopfs. Wir haben aber unsere Ausicht! Der Blick zur Rotspitze und Lachenspitze in die Tannheimer im Osten. Im Süden sicht man (wie es sich für eine Allgäu Tour gehört) prächtig den Hochvogel. Und unter uns der verschneite, herrliche Schrecksee. Der Aufstieg hat sich auf jeden Fall noch gelohnt, ist aber im Winter nur was für Erfahrenere. Vom Knappkopf könnte man nun noch die Überschreitung des Rauhorns unternehmen, was aber mit mindestens weiteren 3 Stunden zu planen wäre und eher was für den Sommer ist! (Sehr alpin!).
Grat vorm Knappenkopf
Tannheimer und die Rotspitze
Über das Joch steigen wir nun gemütlich den Wanderweg ab. Ein letztes Mal blicken wir in die Tannheimer Berge, bevor wir den Hang zurück zum Schrecksee queren. Der dünne Schnee auf dem Grashang ist tückisch! Beim Weg runter zum See verschwindet schließlich die Sonne hinter den Bergen. Über den gleichen Weg wie wir gekommen waren, steigen wir wieder ab und müssen unterhalb der Taufersalpe dann auch unsere Stirnlampen auspacken, da es jetzt duster wird. Noch eine ganze Weile zieht sich der Rückweg in der Dunkelheit. Als wir dann irgendwann am Parkplatz ankommen wird zeitgleich am Rauhorn-Gipfel ein Notruf gesendet... (Zum Glück konnte die Gruppe sicher gerettet werden).
Das Rauhorn in der Ferne...
Fazit
Eine geniale Wintertour, die schon etwas abenteuerlicher ist. Inwiefern sich das für Skitourengeher lohnt, kann ich nur schwer sagen: Steile passagen im Wald oder schmal am Steig, der Rest flach und keine Abfahrtsbelohnung. Bei wenig Schnee solten Eisen für die vereisten Steigstellen mit. Gamaschen umbedingt dabei haben. Früh starten!