Hintergrund dieser Tour war diesmal der Herbst! Abgesehen davon, dass ich noch viel zu wenig im Karwendel unternommen habe, und noch nie in der Eng war, sollte der große Ahornboden zum Herbst hin einfach gigantisch sein: Die Farben der Laubbäume und die leicht verschneiten Nordwände im Hintergrund. Und was soll ich sagen: Genau so war diese Tour auch!
Anreise ist über die Bundestraße am Slyvenstein Speichersee weiter bis nach Hinterriß und dann über die Mautstraße bis in die Eng: Dort wo das lange Tal tief hinein ins Karwendel schließlich endet. Die beschriebene Rundtour verlässt dann das Engtal in die östlichen Berge: Kurz hinterm Gasthof Eng verweist ein Wanderschild bereits den Aufstieg zur Binsalm. Diese ist unser Tagesziel. Die Blaustunde stand an und es schimmerte in Rosa, bevor es schließlich dunkel wurde.
Der Aufstieg führt über einen steilen Waldwanderweg in Spitzkehren hinauf zur Forststraße. Nach dem anstrengenden Aufstieg folgt man der Straße und fängt bereits tolle Blicke auf die gegenüberliegende Seite ein. Nach kurzer Zeit ist die Binsalm dann schon erreicht. Eine tolle & rustikale Hütte mit offenem Kamin. Im großen, bäuerlichen Gastraum liegt der Geruch von Lagerfeuer in der Luft. Die Privathütte bietet Lager & Zimmer an. Wir haben ein Zimmer im Neubau bekommen: Kostenlose warme Dusche und richtige Betten mit Bettbezug & ein Balkon.
Zum Sternenhimmel passte eine Tasse Glühwein in der Wolldecke draußen am Balkon. Wir redeten noch über den riesigen Berg gegenüber „Gamsjoch“, wie groß und breit er doch wirkte. Leider muss man anfügen: Die Nächte (egal ob Alt- oder Neubau) waren eise kalt. So kalt als ob man draußen schlafen würde (Oktober).
Sonnenaufgangstour zur Lamsenjochhütte – 1:40 Std. / 500hm
Um 06 Uhr morgens verließen wir die Binsalm für eine Sunriser Tour! Nach der eisigen Nacht war es dann kein Thema mehr loszuwandern. Ein Sternenhimmel breitete sich über uns aus. Mit leichterem Gepäck und Stirnlampen gings jetzt hinauf zum westlichen Lamsenjoch. Die Wegfindung bei Nacht war gar nicht so einfach, denn überall gibt es Kreuzungen wo man falsch gehen könnte.
In der gemächlichen Dämmerung zeigte sich anmutig der Karwendel-Hauptkamm: Mit Schneeresten an den hohen, senkrechten Nordwänden wirkte alles beeindruckend hoch. Der Wanderweg führt stets bergauf nach Südosten immer auf das Joch zu. Die hohe & schroffe Lamsenspitze kommt langsam aber sicher näher. Nach 1:30h erreichten wir schließlich das Joch und erblickten neue Berge und das Tal, dass vom Achensee herführt.
Was hier sofort ins Auge fällt: Das bauchige, große Sonnjoch im Norden, der Rauher Knöll gegenüber und die kleine Lamsenjochhütte hinter der Lamsenspitze. Sie liegt zwischen den Kalkwänden und allein durch den Anblick läd sie ein dorthin zu wandern. Vom Joch aus konnten wir keine Sonne sehen, daher hofften wir dort auf bessere Sicht. Noch 10 Minuten an einer Gamsherde vorbei wanderten wir nach wie vor einsam unterhalb der Lamsenspitze auf die Hütte zu.
Auf einer Anhöhe hinter der Hütte angekommen sahen wir jetzt doch den Sonnenaufgang! Die hohen Kalkwände ringsum färbten sich rot. Unglaublich schön! Dann frühstückten wir in der Hütte und fragten nach einer Übernachtung: Leider voll… Hier kann ich allerdings einige Tourentipps geben:
Überschreitung des Hahnkamplspitz zur Gramai Hochleger – 1 Std. / 120hm
Der wohl einfachste Gipfel in dieser Ecke ist der Hahnenkampl. Eine Hügelkette die von hier (Lamsenjoch) aus hinüber führt zum Sonnjoch. Trotzdem sehr zu empfehlen, denn der Grat ist abwechslungsreich, einfach, kurz und schön. Die Ausblicke ins hintere Karwendel bis hin zur Birkkarspitze sind phänomenal! Man blickt hinunter ins Engtal, und entlang des Karwendelhauptkamms bis weit in die Ferne.
Der Weg ist gut geh bar und mehr ein Wanderweg als ein Steig, auch wenn es gelegentlich etwas schmal und felsig wird. Der Gipfel ist schnell erreicht und läd zum Ausblick aufs große Sonnjoch ein. Abstieg geht jetzt nach Westen hinuter bis zur Gramai Hochleger Alm. Hierbei entdeckte ich einen Steinbock. Ich folgte ihm leise und konnte ihn tatsächlich auf 5 Meter Entfernung fotografieren!
Auf der Gramai Hochleger war ebenfalls der letzte Betriebstag. Eine urige, winzige kleine Alm. Es gab Brotzeit und lecker Buttermilch. Ein rießiger Gockel, wie ich noch nie einen gesehen habe treibt hier sein Unwesen. Von hier kann man jetzt direkt zurück zur Binsalm oder es kann die Besteigung des Sonnjoch gemacht werden.
Bergtour auf das Sonnjoch (2.457m) – 3 Std. / 630hm
Eine mittelschwere Bergwanderung. Von der Gramai Hochleger aus sind es nur noch 2 Stunden zum Gipfel. Doch von der Eng aus wäre es durchaus eine sehr langatmige Wanderung. Zunächst führt der Wanderweg die grasigen Hügel (vorgelagert) in vielen Serpentinen hinauf. Bis zu einer Anhöhe auf 2.000m haben wir es auch noch gemacht, dann hatten wir erstmal genug und kehrten um.
Zum Schluss sind wir dann wieder zur Binsalm abgestiegen für eine weitere Nacht. Am nächsten Tag gings dann auf das Gamsjoch gegenüber! Hier lesen: https://team.headshaker.de/unit.php?ID=514
Fazit
Wir waren mit Kind unterwegs, und ich denke wir haben alles rausgeholt was geht. Eine tolle, technisch einfache Wander-Rundtour mit vielen Facetten & schönen Hütten. Vor allem vom Lamsenjoch aus sind lohnende Bergtouren & Kletterrouten möglich.