Eine der einfacheren Hochtouren, unter vielen wundervollen Zielen im Ötztal, ist wohl die Besteigung des Similauns. Der Hüttenzustieg & -Abstieg ist allerdings nicht zu knapp: 12km und 5 Stunden Gehzeit von Vent aus zum höchsten Punkt der E5 Alpenüberquerung, dem Similaunhaus. Die meisten Wanderer hier sind an der Ötzifundstelle, unweit vom Similaunhaus intressiert und gehen den E5. Doch ein Teil der Gäste ist hier für den Gipfel, für den eine Seilschaft mit vollständiger Hochtourenausrüstung notwendig ist. Schwierigkeit: <30°, PD-
Nach 1 Stunde Fahrt bis zum aller hintersten Ende der Straße erreichten wir Vent auf 1.850hm. Von hier aus ist die Tour zur Wildspitze und zum Similaun möglich. Unser Tagesziel lag auf 3.000metern, also mussten 1200hm aufgestiegen werden. Und da ist auch schon der Knackpunkt der Tour: Hüttenzeug, warme Sachen, Hochtourenausrüstung und das Seil müssen geschleppt werden, und auf die Strecke ist das gar nicht ohne! Wir folgten den Schildern nach Süden über den Niedertalbach und hinauf zwischen den Latschenkiefern tiefer in das Tal hinein. Links und rechts ragten hoche Berge auf, am Ende des Tals wurde ein weißer Berg sichtbar: Similaun!
Noch ist er weit weit weg… Aufgrund der Höhe wurde es schnell windiger und kühler, auch wenn wir noch gemütlichen Wanderweg gingen. Nur eine leichte Steigung auf dem langen Hatsch. Nach 1 Stunde mussten wir einen Umweg nehmen, da ein Wegstück wegen Steinschlaggefahr gesperrt war. So gings runter in die Klamm des Flusses und über eine Brücke auf die andere Seite. Nach einigen KM „Nepali flat“ gings dann wieder zurück. Jetzt folgten wir dem breiten Zustiegsweg einfach immer weiter hinein in die Berge. Stellenweise etwas steiler, dann wieder flacher. Hinter jeder Kurve vermutete man die erste Hütte, doch es zog sich…
Dann nach 2:20h erreichten wir schließlich das Martin-Busch-Haus, dessen Lage einfach toll war. Ein rießiges Haus nur aus Stein gebaut, am Hang zu einem Tal, wo sich mehrere Täler kreuzten. Man konnte in ein Zweigtal hineinblicken und die hintere Schwärze sehen. Wir gönnten uns eine Pause bevor es dann weiterging. Tipp: Wer vom M.B. Haus plant den Berg zu machen sollte sehr früh aufbrechen und dann über den Marzellkamm gehen (andere Route). Wir folgten unserem Fluss, der nun mehr ein Bach war weiter bergauf. Es wurde jetzt schroffer & etwas alpiner. Erste Schneefelder waren zu sehen und der Aufstieg zur Kreuzspitze kreuzte hier.
Zwischen den 3000ern hindurch gings zunächst gemütlich voran. Die Hütte wurde als kleiner Punkt am Talschluss sichtbar, wirkte aber weit weg. Nach einiger Zeit kamen die Gletscher zum Vorschein hinter dehnen sich bereits der Similaun befand. Zum Ende hin wurde der Steig nun richtig steil und forderte nochmal die letzten Reservern ab. Nach 4:40h hatten wir das Similaunhaus am Niederjoch schließlich erreicht. Hier befand sich auch die Grenze nach Südtirol (Italien). Alex, Beni und ich machten hier auf dem Schneefeld noch einmal Übungen zur losen Rolle. Abends kam ein Gewitter vorbei. Die Privathütte wird fast nur von Südtirolern geführt. Es gibt Duschen und nur die Option mit Halbpension (60€ - Insgesamt) – Zimmer waren gemütlich!
Gipfeltour
Um 06 gönnten wir uns noch ein kurzes Frühstück bevor wir dann loswanderten. Es war bewölkt aber die Sonne schimmerte durch eine dünne Wolkendecke. Über etwas Blockwerk aus Granit (typisch für den Hauptkamm) erreichten wir schnell das traurige Ende der Gletscherzunge. Ein Bergführer von Alpinwelten führte eine Gruppe vor uns an, wir zogen ihnen hinterher. In 3er Seilschaft gings jetzt den Niederjochferner empor. Immer weiter über den Schnee bei moderater Steigung. Ein paar Spalten kamen zum Vorschein, die jedoch ziemlich schmal waren.
Die Sonne schimmerte auf dem Eis und es bot sich die unwirkliche Welt der Berge auf, verlassen karg, vereist: Wunderschön! Nach guten 2 Stunden waren wir dann am Bergschrund angekommen. Hier packten wir das Seil wieder weg und machten uns ans letzte Stück. Hier kommt der Genuss des Gipfelerlebnisses zur vollen Geltung: Man sah das ganze Ötztal und all die wundervollen Nebengipfel um uns herum. Die Höhe war berauschend! Der Aufstieg am Felsen (ein weiteres Schneefeld dazwischen) dauerte dann nochmal 30 Minuten, doch dann waren wir ganz oben: Similaun Gipfel! Wir blieben fast eine Stunde hier bevor wir dann umkehrten.
Was ich leider anmerken muss: Es gab gesamt 3-4 Seilschaften, aber jede Menge Leute die ohne Hochtourenausrüstung (Solo) mit Stöcken über den Gletscher wanderten: Dies kritisiere ich scharf und weise darauf hin, sich dieses bedauerliche Fehlverhalten (aus mangelndem Respekt) nicht zum Vorbild zu machen! - Kurz bevor ein starker Regenschauer begann, waren wir den Gletscher wieder abgestiegen und saßen wieder in der Hütte. Ich gönnte mir ein Bier und eine Dusche bevor es wieder an den ewig langen Abstieg nach Vent ging. Gesamte Gehzeit (mit Pausen) Vent-Similaun-Vent: 12 Std.
Fazit
Zum Similaun ist eine sehr einfache Hochtour, aber dennoch ist ein Splatenreicher Gletscher zu überqueren. Die Schneeauflage ist tückisch und verheißt ein sicheres Gefühl, das täuscht! Das Ötztal ist wunderschön und bietet jede Menge einfache Hochtouren. Also optimal um erste Erfahrungen am Seil in Eigenregie zu machen. Erlebnisreiche Wanderung mit krönendem 3000er zum Schluss – auf jeden Fall ein gut besuchter Gipfel. Die Hütten sollten früh reserviert werden, da viel E5 Ansturm herrscht.