Ein wirklich langer und anspruchsvoller Klettersteig, ist der Pidinger, über den man die Wand der Nordabstürtze des Hochstaufens durchsteigt. Es gibt einen Notausstieg (mittig) der genutzt werden kann. Vom Charakter wird er als „sehr rassig“ beschrieben und ist Kernstück C mit vielen C/D und D Stellen. Der Klettersteig gehört zu den Klassikern und ist absolut KEIN Anfänger Klettersteig, doch ist die Anlage sehr gut verbaut (genug Eisen). Es sind 1.200hm zu überwinden – Zeit am Klettersteig ca. 3,5h
Vom Parkplatz (Ortsteil Piding) im östlichsten Chiemgau wandert man erst mal gute 1,5 Stunden über einen Forstweg den Wald hinauf. Immer wieder geben die Bäume den Blick auf die Nordwand des Berges frei. Wenn man den Schildern brav folgt findet man den richtigen Zustiegsweg. Ein letztes anstrengendes Stück über steilen Schotter hinauf zum Drahtseil und man hat sich gut warmgelaufen.
1. Teilstück: große Schuttrinne
Ich habe mir meine Kletterschuhe angezogen für diesen Steig, da ich noch nicht sonderlich viel D geklettert bin. Die steile Einstiegswand prüft einen direkt mal. Über C auf die erste Rampe und dann gleich 2 glatte D Stellen (leichter Überhang ohne Eisentritte). Man darf sich hier ständig am Seil raufziehen ohne richtigen Tritt und viel mit Reibung arbeiten. Die Rastschlinge kommt direkt beim umhängen zum Einsatz. Nach der Prüfung folgen leichtere Klettereien A/B mit Querungen entlang der Rinne. Und dann etwas Wanderweg hinauf zum Notausstieg.
2. Teilstück: Pfeiler mit Klammern
Wem das schon heftig vorkam sollte nun den Ausstieg nutzen, denn das war gerade mal der Anfang des Steiges. Jetzt steht man unter einer Wand an der das Drahtseil im Zickzack hinaufführt. Hier ist alles durchgängig C/D. Der Einstieg ist D. Was ich gut fand: Das Verhältnis Eisen zu Fels. Es gab viele Eisenstifte und -tritte jedoch nicht durchgängig, sodass auch ein Tritt im Fels oft zu suchen war. In diesem Teil sollte ebenfalls viel mit der Rastschlinge gearbeitet werden, denn man ist ständig an der glatten Wand, die einen auch wegdrückt. Heißt, viele Querungen auf Reibung, viele leicht überhängende Stellen, die man am besten mit Armkraft am Drahtseil schafft. Oben angekommen folgt der letzte Notausstieg.
3. Teilstück: zur Kante empor
Es wird jetzt etwas leichter. Hier gibt es viele Eisenbügel und man klettert „entspannt“ im Bereich B/C – C. Ein paar steilere Querungen lassen einen schon etwas grübeln und arbeiten aber im Grunde ist hier Zeit sich zu unterhalten und sich im Klettersteig Genuss zu verlieren. Das letzte Stück zur Kante hinauf über einen Pfeiler ist hingegen schon wieder etwas anspruchsvoller und glattes C.
4. Teilstück: zum Schuttkessel
Hier verläuft der Klettersteig nun direkt unterhalb der Wand des Hochstaufen. Man quert hinüber zur nächsten Rampe, die dann schließlich zum Gipfel führt. Dazu muss ein gutes Stück ab geklettert werden (A/B), vorbei an der kleinen Schutzhöhle. Dann kommt eine glatte Felsplatte (kaum Tritt!), der Schuh sollte auf der Wand mit genügend Körperdruck schon halten. Dann ist man im Schuttkessel wo es eine kleine Pausenbank gibt.
5. Teilstück: Gipfelwand
Dieses Stück ist noch sehr lange und durchgängig C. Man klettert im Akkord die Senkrechte und ist dabei im oberen Teil der Wand. Hier ist der Blick nach unten schon etwas anders wie am Anfang. Also wer Höhenangst hat, ist spätestens hier falsch. Der Steig bleibt gut verbaut: mal gibt es Tritte, mal eben keine. Und ab und zu folgt eine C/D Stelle. Irgendwo in der Mitte sollte eine D Situation vorkommen, ich kann aber nicht sagen wo genau... Es war auf jeden Fall immer schön fordernd und so langsam spürt man es an den Fingern. Sehr viel Drahtseil Gezerre und auf Reibung schnell hochpullen. An einer Stelle muss man im starken Überhang 4 Eisenbügel hinauf, das empfand ich noch etwas heikler.
Als plötzlich Sonnenstrahlen erschienen erreichten wir das obere Ende des Steiges. Geschafft! Der Gipfel vom Hochstaufen erschien und sofort lauter Wanderer auf den Wegen. Wir kehrten noch im Reichenhaller Haus ein und stiegen dann über den Weg zur Steineralm ab. Auch hier ist noch Trittsicherheit gefragt. Die 1.200hm müssen ja wieder runtergewandert werden und bis zur Baumgrenze ist das rutschig und steil. Die Steineralm war dann noch richtig schön für ein Päusschen bevor es dann zurück zum Parkplatz ging.
Fazit
Ein absolut fordernder Klettersteig, der viele D Stellen zu bieten hat. Das Verhältnis Drahtseil und Fels fand ich ganz gut, so konnte man auch oft am Fels probieren. Je höher man steigt desto mehr verliert man sich im Klettern. Man sollte auf jeden Fall eine Rastschlinge mitnehmen, konditioniert sein und nicht zu viel aus den Armen klettern.