Tag 4 am Gardasee: Zu guter Letzt noch eine richtige Bergtour: Besteigung des Monte Baldos! Dieser Berg bedeutet für mich reine Nostalgie, denn schon immer war er die Kulisse des Gardasees beim Blick aus unserer Ferienwohnung. Habe oft am Strand gesessen und auf den Berg geblickt um mir vorzustellen wie es dort oben wohl sein würde. Heute sollte es dazu kommen.
Doch von ganz unten wäre es zu viel! Das hätten mehr als 2000hm bedeutet, und wir wollten ja noch rechtzeitig mit der Seilbahn wieder runter kommen. So ging es von der Mittelstation aus los. Die geplante Route sollte uns über einen langen Zustieg zum Cima Valdritta führen um dann eine ausgedehnte Überschreitung aller Gipfel über den Monte Baldo bis zur Bergstation zu machen.
Wir waren alle in Halloweenstimmung und wanderten los. Der Anstieg nach El Signor war ein sehr langes Stück asphaltiert und steil. Nach dem Tor gabelte sich der Weg und wir folgten weiter dem rechten Weg in Richtung Cima Valdritta. Nach 2 Stunden wandern im Walde kam dann eine weitere Kreuzung, die uns dann umstimmte. Von hier aus zum Valdritta wären es noch mindestens 3,5 Stunden gewesen. Und wer weiß wie lange von dort dann noch die Überschreitung gedauert hätte. Die Seilbahn hätten wir dann nicht mehr erwischt.
Daher verwarfen wir (zum Glück) die Idee und wollten versuchen von hier direkt zum nächsten Gipfel aufzusteigen. Also bogen wir links ab in Richtung Tratto Spino. Über einen langen Forstweg stiegen wir durch den Wald den Berg stetig hinauf. An einem Schild mit Karte machten wir Rast. Das Problem war, dass es wirklich eiskalt war und alle Sachen schon vollgeschwitzt waren.
Wir erreichten noch so eine Art Pausenplatz inmitten des Waldes, dahinter begann dann der richtig steile Aufstieg. Der Boden war von Laub bedeckt und es wurde nur immer Kälter, da hier keine Sonne war. Alle kamen ins Schnaufen und es dauerte bis wir dann schließlich aus dem Wald kamen und die Bergstation sehen konnten.
Schnell ging es in die Sonne die uns wieder aufwärmte. Oben angekommen verharrten wir kurz, denn die Aussicht die sich hier auf den Gardasee bot war grandios! Man konnte praktisch den ganzen See entlang bis nach Sirmione blicken. Ich kündigte an, dass ich noch weiter bis zum nächsten Gipfel (Cima delle Pozette) gehen würde, da ich dafür hergekommen war. Dieser war mit 1 Stunde ausgeschildert, die beiden anderen Gipfel: „Cima Valdritta“ (Hauptgipfel) mit 2,5h und der „Cima Telegrafo“ mit 3,5 Stunden.
Da eine Stunde für alle gut machbar klang, gingen wir zusammen weiter. Wir waren am Monte Baldo angekommen! Es ging jetzt direkt am Buckel des Berges nach oben, immer mit Blick auf den schönen Gardasee. Ein erster Aufstieg ging parallel zu einer Skipiste. Dannach ging es weitestgehend ebener weiter, sodass wir uns etwas Zeit ließen und immer wieder stehen blieben um beide Seiten der Aussicht zu bestaunen.
Die Berge auf der anderen Seite des Sees wirkten plötzlich winzig und unbedeutend. Man konnte alle Berge hier überblicken, auch unser Cima Capi von der Sausatti Tour sowie die Brenta Dolomiten etwas weiter. Und hinter all dem ragte mächtig und unwirklich die gewaltigen und verschneiten Spitzen diverser 3000er hervor. Es musste sich um die Ortlergruppe handeln.
So langsam hatten wir uns weit von der Station entfernt und es war auch schon eine Stunde rum, als wir dann erkannten wo der Gipfel war. Denn der Berg vor uns, welcher sehr weit weg erschien war nicht Gipfel Nr.2 sondern unser geplantes Ziel „Cima Pozzette“. Es sah noch nach viel aus, aber wir wussten ja dass der Schein da trügt. Da wir aber nur langsam voran kamen und die Kräfte langsam nachließen, entschieden Beni und ich uns dazu jetzt etwas Dampf zu machen.
So verloren wir die Anderen und gingen mit schnellem Tempo weiter. Der Aufstieg war dann auch steiler und alpiner. Aber darin waren wir ja geübt. So schafften wir es in 30 Minuten zum Gipfel. Die Stunde vom ersten Schild war etwas zu knapp bemessen. Wir saßen jetzt auf dem Monte Baldo. Schön mal von dort oben runter zu blicken. Und die Aussicht war echt ein Highlight! Das Gipfelkreuz war etwas verkümmert, mehr ein paar zusammengesteckte Stöcke.
Ich folgte den Höhenweg ein Stück weiter und erkannte, was als nächstes gekommen wäre. Bis zum nächsten Gipfel war es noch sehr weit und man musste viel Absteigen zuvor. Zum Glück hatten wir die Überschreitung nicht gewagt, da wären wir noch bis in die Nacht unterwegs gewesen! Wir chillten am Gipfel und dann tauchte Kathi und Robin auf. Robin war wohl klar über seine Grenzen gegangen, er wollte schon vorher abbrechen und umkehren, doch Kathi überzeugte ihn.
Kurz bevor wir umkehrten erreichte auch Manu noch sein Ziel. Oliver und Ralph waren umgekehrt. Der Weg zurück ging dann schnell. Wir machten nur eine Pause und erreichte nach 1 Stunde die Bergstation. Dort ging es dann erstmal noch für einen Aperol Spritz und Snacks in das Restaurant. Besonders schön war jetzt die Sonne, die am Untergehen war. Das Licht reflektierte auf dem Gardasee und lies eine ganz neue Kulisse erscheinen.
Wir fuhren jetzt mit der Bahn zur Mittelstation zurück und machten dann noch einen Abstecher in Malcesine, wo wir uns ein köstliches Eis holten und am Hafen zum Italiener gingen. Ich muss wirklich sagen, dass war das leckerste Essen seit langem!
Fazit
Der Monte Baldo ist wirklich rießig! Ich hatte stark unterschätzt wie lange es dauern würde. Daher dann eine Überschreitung eher mal in 2-Tagen machen. Der Aufstieg durch den Wald war frisch und nicht besonders schön. Doch die Aussicht und der lange Aufstieg zum Gipfel hatten sich absolut gelohnt. Ich bin stolz diesen Berg aus meiner Vergangenheit jetzt endlich mal besteigen zu sein.