Lange habe ich mich mit dieser Meinung zurückgehalten und einfach nur beobachtet. Ich habe auch bis heute an keiner Stelle vorgegeben, im Bergsport von etwas mehr Ahnung als jemand anderes zu haben und auch nie behauptet etwas besser zu „wissen“. Weil es auch einfach viele Einstellungen zu diesem Sport gibt und die Wahrnehmung „wie man richtig in die Berge geht“ so weit auseinandergeht, wie in kaum einem anderen Sport. Doch habe ich mich mit mehreren, sehr erfahrenen Bergsteigen & -führern darüber unterhalten, die meine Meinung zu einem großen Teil dann auch teilten.
Deshalb, möchte ich hier doch mal meine persönliche Meinung zum Thema „Trailrun am Berg“ äußern. Ich weiß, dass ich mir damit gewiss ein paar Feinde machen werde, aber es ist auch nur eine persönliche Meinung von mir, respektiert das bitte ;)
Differenzierung
Zunächst mal: Das Thema muss ganz klar differenziert betrachtet werden. Es gibt durchaus eine Existenzberechtigung für Trailrunner am Berg. Denn Wandergelände (Wanderwege, Wurzeln & Stein, Forstwege), die keine sonderliche alpine Erfahrung benötigen (also quasi Mittelgebirge), sind geradezu prädestiniert für einen Trailrunner. Dort wo man schnell wieder unten ist, wo keine sonderlich hohen Gefahren drohen, ist das auch völlig in Ordnung. Z.b. am Herzogstand, Jochberg, Hochgern, etc.
Allerdings finde ich Trailrunner auf einem echten Berg komplett fehl am Platz. Auf ausgesetzten Steigen, auf Gletschern, im Tiefschnee, auf Geröllfeldern eben auf alpinem Gelände. Dort wo man so schnell nicht mehr wegkommt und alpine Gefahren drohen, haben Spaziergänger aber auch Jogger nichts verloren.
Respekt vor dem Berg
Jetzt kommt natürlich erstmal das Argument: „Aber wer sich das zutraut und mega gute Trittsicherheit, Erfahrung und Kondition hat, kann das ohne Probleme machen“. Ja natürlich, wenn man in Laufschuhen aufn Watzmann rennt, ist man entsprechend konditioniert und trittsicher. Und ich finde, soll doch jeder selbst machen wie er meint bzw. sein Leben gefährden. Aber das Argument ist für mich so, wie wenn man sagen würde: „Ich kann so gut Auto fahren, ich brauch mich nicht anschnallen“ oder „Ich kenne mich so gut am Gletscher aus, ich brauche keine Seilschaft.“
Doch die Wahrheit ist anders: Für den Berg gibt es eine sogenannte Bergausrüstung. Dazu gehören Bergschuhe, ein Rucksack mit einer Regenjacke und je nach Gelände auch Sicherungen & Helm. Es gibt genug Quellen (z.B. DAV) wo man sich informieren kann, wie man sich auf eine Bergtour vorbereitet. Jemand der in Jogginghose, ohne Rucksack in Turnschuhen eine Watzmann Überschreitung macht, ist in meinen Augen nicht nur ignorant, sondern hat auch komplett den Respekt vor dem Berg verloren. Mir egal wie schnell und erfahren er auch sein mag, das schützt ihn nicht vor einem plötzlichen Gewitter auf der Südspitze oder einem Steinschlag (mal davon abgesehen, dass ein Fehltritt in den dünnen Halbschuhen den Tod bedeutet).
Das Risiko hat natürlich auch ein ausgerüsteter Bergsteiger, aber der ist dann weitaus besser dafür vorbereitet. (Regenjacke, Biwaksack, Erste HilfeSet, etc.)
Die Bergunfälle kommen weniger von unsicheren aber vorsichtigen Anfängern, sondern viel mehr von Leuten die sich komplett überschätzen und vor allem den Respekt vor dem Berg verloren haben.
Vorbild für Neueinsteiger sein
Aber klar: Es gibt Verrückte und auch Free Solo Climber, die das Adrenalin brauchen. Und wenn du dich jetzt über meinen Artikel ärgerst, weil du dich angesprochen fühlst: Ich habe kein Problem damit, solange du weißt was du tust und nicht andere davon überzeugst, sie mögen es genauso handhaben wie du. „So wie ich geht man nicht auf diesen Berg, aber ich mache das bewusst so“ geht klar!
Ich meine, man geht ja auch nicht ins Meer, wenn man nicht schwimmen kann oder hockt sich in Badehose auf ein Motorrad. Bergsteigen muss man auch erstmal lernen und sich damit auseinandersetzen. Und da kommt mein wichtigster Punkt: Wie man Andere beeinflusst. Ich habe da so nen Youtuber gesehen (AlpineFex), der mit fast 5.000 Abonnenten Leute motivieren möchte. Der Typ filmt sich selbst dabei, wie er in Adidas Hose, ohne Rucksack auf Hochtouren und Überschreitungen geht. Als ob das so ein lockerer Spaziergang wäre. Auch mal eben die Watzmann Überschreitung lang gejoggt. Das ist nicht normal Leute, so ist nicht die gänige Praxis!
Und da kommt das echte Problem: Solche Typen zeigen eins: „Der Berg ist nur ein Spielplatz wo ich mal eben spielen gehe“. Und das lockt mehr und mehr unerfahrene Leute an. „Na wenn das alles so locker geht…“ Ihr wisst selbst was ich damit sagen will… Wenn du sowas machst, dann mach es, aber verkaufs nicht Anderen als „Bergsteigen“, weil du dahingehend alles falsch machst.
Als Bergneuling: Wenn du dich von jemand vermeintlich erfahrenen mitziehen lässt, dann hinterfrage ihn und vergleiche seine Aussagen mit den offiziellen Aussagen. Mache kleine Schritte und rüste dich gut aus. Hohl dir mehrere Meinungen ein oder besuche einfach einen Kurs bei einem echten Bergführer.
Warum mich das ärgert?
Eigentlich sollte ich mir denken „Was solls… sollen sie halt!“. Aber wenn man sich gerade einen hohen Berg hinauf kämpft, mit Helm, Sicherung, großem Rucksack mit Ausrüstung und sich voll in seinem Abenteuer befindet, ist das Bergerlebnis perfekt. Doch wenn dann einer in Shorts und Speedcross Schuhen an dir vorbeiflitzt, zerstört es das Gefühl. Man kommt sich albern vor. Zumindest kommt man sich als Bergsteiger nicht mehr ernst genommen vor. Dabei macht man es so richtig aber dem Jogger ist das zu wenig.
So das war jetzt auch nur MEINE Meinung. Ich bin sehr offen für andere Meinungen von euch. Bitte bleibt sachlich und werdet nicht unfreundlich oder beleidigend. Vielen Dank
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