Wir waren in großer Mädlsgruppe (+ ich) in Füssen zum Felsklettern. Wenn man der Straße von der Stadt in Richtung Reutte folgt, so erreicht man das berühmte Steakhaus kurz vor der Österreichischen Grenze. Von dort wandert man jetzt los. Zunächst waren wir voller zweifel, weil es Anfang November doch ziemlich kalt war, zumindest im Schatten. Dem Weg folgen wir und biegen nach etwas Aufstieg zum Pavellion nach rechts ab. Auf der Forststraße gehts um die Kurve und schon erreicht man den großen Platz. Der Ziegelwies Bereich besteht aus 4 Sektoren und es gibt weiter hinten noch die Schwanenplatten, wo man noch mehr (schwierigere) Routen findet.
Am Hauptplatz gibt es Holztische um Material zu lagern und sich auszubreiten. Hier findet man links die Hauptwand (A) mit dem großen Riss. 9 Routen von 3- bis 6 (15 Meter) und rechts ist die Kante (B) mit 8 Routen von 4- bis 8 (10 Meter). Verlässt man den Hauptplatz, folgt der Forststraße ein Stück weiter findet man einen kleinen, steilen Wanderweg links von einem Haus. Hier erreicht man Sektor C (Stadel). Dort gibt es 9 Routen von 2 bis 5+ (10 - 15 Meter). Sektor D haben wir nicht gefunden.
Die Sonne kam hervor und es wurde schnell warm genug zum klettern. Wir machten uns aber erstmal etwas Kaffe und heißes Teewasser bevor es los ging. Waren 3 Seilschaften und verteilten uns. Ziegelwies ist ein Klettergebiet für Anfänger und Kinder und wird auch oft für Kurse genutzt. Für uns genau richtig! Und bis auf ein weiteres Pärchen waren wir hier alleine. Es sind überall ausreichend Bohrhaken mit gesunden Abständen zueinander verbaut. Diese sind allerdings meist scharfkantig. Mit 10 Exen kamen wir immer gut aus. Oben muss umgefädelt werden, ist nur ein Ring, falls nicht geht, kann man auch später per Wanderweg zur oberen Kante gehen und Material einsammeln.
Was sehr schön ist, wenn man eine Route geklettert ist, belohnt die Ausicht zum Säuling und Schloss Neuschwanstein. Echt klasse!
Kletterrouten
Achtung! Blogs sind immer subjektiv. Ich bewerte die Routen anhand unseres Erfahrungslevels von 2019
Sektor A: Route 4 (Riss) ist 3- und relativ einfach. Die Routen 5 & 6 sind 5- und schon deutlich schwerer. Glatt und winzige Griffe aber trotzdem gut machbar. Rechts daneben gibts noch Route 7 (4+) ein guter Kompromiss!
Sektor B: An der linken Seite der Kante haben wir nur die 11 gemacht (4-), die links von der glatten Wand zur Baumwurzel hochgeht. Hab ich nicht schwieriger als 3- empfunden. Die 12 & 13 sind im 8. Grad, da haben wir nur doof geguckt. Auf der rechten Seite gabs die 16 (4). Sehr schöne Route wo man auch echt grübeln muss, gerade am Einstieg.
Sektor C: Hier gabs die Überraschung. Denn die Routen hier waren deutlich unterbewertet! Haben die 19 "wilde Hühner" gemacht (3+) war aber eher ne 5-. Die 20: unbekannte Zora war als letzte Route mir zu schwer, Sabrina hat sie aber noch gemeistert (5-). Aber am heftigsten fanden wir alle die 25: Harry Potter. Laut topo ne 5+ aber meiner Meinung ne ganz klare 6 / 6+. Haben sie mit ach und krach gerade so im Vorstieg geschafft, mega glatt, so gut wie gar keine Griffe und Tritte. Aber nur wer an seine Grenzen geht kommt weiter.
Neben dem ersten Bereich (Klettergebiet Ziegelwies Wände A-D) gibt es noch etwas weiter hinten die beiden Schwanseeplatten. Folgt man dem breiten Wanderweg weiter in Richtung Schwansee sieht man irgendwann linker Hand weitere Felswände hinter den Bäumen. Schmale Pfade führen darauf zu: Als erstes die obere Schwanseeplatte, und ein Stück weiter dann die untere Schwanseeplatte.
Obere Schwanseeplatte
Der Fels am Ziegelwies ist als klare Anfängerwand definiert, die Schwanseeplatten sind dies aber nicht. Es gibt kaum mehr 4er und meist nur vom 5. Grad aufwärts Routen. Wir haben uns zunächst mal die obere Schwanseeplatte angeschaut. Die erste Route, eine glatte 4, schon erstaunlich schwer. Haben in den Rissen teils auch Keile benutzt, da an dieser Wand die Bohrhakenabstände deutlich weiter sind. Nach 2, 3 Routen im 4. & 5. Grad zogen wir weiter zur oberen Platte. Insgesamt: Die Wandneigung ist viel senkrechter und der Fels relativ glatt, zudem weite Abstände der Bohrhaken - etwas zu viel Adrenalin vor der Mittagspause.
Untere Schwanseeplatte
Hier gefiel es uns deutlich besser: Viel mehr Bewegungsfläche, ein unglaublich schöner, schattiger Platz an einem Fels zum Vespern und ausruhen und viel bessere Struktur an der Wand. Es gibt hier viel Risskletterei aber auch vieles plattige. Die Hangneigung ist wieder etwas mehr geneigt, was das Stehen auf winzigen Kerben erlaubt. Auch gab es hier etwas mehr 5er Routen, die vielleicht besser gehen. Wir sind hier bestimmt 4 Routen noch geklettert. Ich persönlich fühlte mich sehr gefordert, da ich mich bei fast jeder Route viel überwinden musste aufzutreten, quasi nicht existierende Griffe zu greifen - einfach: sehr viel Kopfarbeit!
Aber was der Wand noch zu Gute kommt: es gibt bei manchen Routen wieder gute Bohrhakenabstände. Eine Route jedoch hatte eine sehr schwierige Platte, da war einfach kein Bohrhaken erreichbar. In so einem Fall nutzen wir die Haken der nachbarrouten um uns temporär in einer Umlenkung zu clippen.
Fazit
Auch sehr schönes Klettergebiet. Die untere Platte fanden wir beide viel schöner. Man sollte den 5ten Grad schon am Fels sicher klettern können um hier Spaß zu haben und ein gutes Angstmanagement wenn man eine schwierige Stelle klettern muss und 5 Meter kein Bohrhaken kommt...