Es wirkt, als würde Nils Frahm mit dem Klavier verschmelzen
Als Nils Frahm zu spielen beginnt, strahlen die Scheinwerfer auf ihn. Er trägt schwarzes Shirt zu schwarzer Jeans und hämmert auf die Tasten des Flügels ein. Die Luft glüht, Schweiß tropft von seiner Stirn. Frahm hämmert lauter und schwitzt mehr, zu einem Sound, der mal nach Klassik, mal nach Electro klingt, umgeben von Hunderten Hipstern, die nach einer Weile mit entrücktem Lächeln dasitzen.
Es wirkt, als würde Frahm mit dem Klavier verschmelzen. Als wäre das hier mehr als Musik. Liebe vielleicht?
Für viele gilt Nils Frahms Musik noch als Geheimtipp, andere feiern ihn seit Jahren als Genie, weil er so anders klingt: Frahm arbeitet sich, anders als die meisten Pianisten, nicht daran ab, Brahms oder Strawinsky immer besser nachzuspielen. Er komponiert eigene Stücke und schafft neue Klänge durch seinen unorthodoxen Umgang mit dem Klavier, schlägt zum Beispiel auch mal mit Toilettenbürsten auf Flügelsaiten ein.
Seine Klangwelt ist ein Mashup aus Clubmusik und Kammerorchester. Und genau damit hat Frahm der klassischen, manchmal so verstaubt wirkenden Klaviermusik ein zeitgemäßes Update verpasst. Dass das funktioniert, zeigt sich an seinen Konzerten, die oft binnen Stunden ausverkauft sind und zu denen eben nicht vor allem Rentner, sondern junge Menschen pilgern.